Seit Montagnacht ist Schluss mit lustig zwischen Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer (rechts) und den Arbeitgeber-Verhandlern rund um Christian Knill.

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Wien – Die Gewerkschaft erhöht die Schlagzahl bei der Metaller-Herbstlohnrunde. Um den Druck auf den größten Fachverband Maschinen/Metallwaren innerhalb der Metallindustrie-Arbeitgeber zu verstärken, haben Produktions- und Privatangestelltengewerkschaft alle Verhandlungsrunden für die anderen fünf Metallbranchen sistiert. Die Verhandlungstermine bis 31. Oktober für Bergbau/Stahl, Gießereien, Fahrzeug- und Nicht-Eisenmetallindustrie wurden abgesagt, nachdem die dritte Lohnrunde der Maschinen/Metallwarenindustrie in der Nacht auf Dienstag abgebrochen worden war.

Bis 3. November steht die Mühle – nicht nur für den Kollektivvertrag (KV) für rund 120.000 Beschäftigte in Maschinen/Metallwarenindustrie. "Aus Solidarität mit den Arbeitnehmern, weil gar nichts weitergeht", so die Begründung von Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer.

Die Weichen sind damit auf Eskalation gestellt. Am Freitag finden Betriebsrätekonferenzen in allen Bundesländern statt, bei denen Betriebsversammlungen in den Mitgliedsbetrieben beschlossen werden. Diese finden aber erst nach dem 3. November statt.

Einbetonierte Standpunkte

Zeit, die einbetonierten Standpunkte aufzuweichen, gibt es also noch. Entzündet hat sich der Konflikt an der ungewöhnlichen Verhandlungstaktik der Arbeitgeber rund um Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden, im Zivilberuf geschäftsführender Gesellschafter der Metallwarenerzeugung Rupert Fertinger in Wolkersdorf. Sie sind verstimmt über die Forderung nach drei Prozent mehr Lohn, diese sei "realitätsfremd und ohne jedes Augenmaß für die Leistungsfähigkeit unserer Betriebe", wie Fachverbandsobmann Christian Knill kritisiert. Ohne ernstzunehmendes Signal der Gegenseite werde man gar nicht erst beginnen zu lizitieren, bringt es ein anderer Arbeitgebervertreter auf den Punkt.

"Diese Hinhaltetaktik ist in Wahrheit eine Frotzelei", poltert Voest-Betriebsrat Josef Gritz. "Wir haben eine steigende Produktion, eine steigende Produktivität und steigende Gewinne samt Gewinnausschüttungen in der Metallindustrie."

Aufschwung vorbei

Ein Drittel der Betriebe schreibe eine schwarze Null oder rote Zahlen, hält die Industrie dagegen. Außerdem sei es mit dem Aufschwung schon wieder vorbei.

Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh vom industrienahen Institut Eco Austria hat für beide Seiten und "das alljährliche Schauspiel" bei Lohnrunden Verständnis. Einige Sonderfaktoren erschwerten das Verhandeln heuer aber, sagt er. Die Konjunktur laufe gut, und die Arbeitnehmer wollen ihr Stück vom Kuchen, auch die (steigende) Inflation will abgegolten werden. Allerdings seien die Prognosen für die Exportindustrie eher schlecht, sagt Schuh. Insgesamt falle der Standort Österreich gegenüber ausländischer Konkurrenz zurück, man profitiere nicht mehr im früheren Ausmaß vom Aufschwung in Deutschland. Länder wie Tschechien, Polen und die Niederlande holten im Handel mit Deutschland kräftig auf, detto China und die USA. "All das gräbt Österreich das Wasser ab", warnt Schuh. (Luise Ungerböck, 27.10.2016)