Clinton gegen Trump im Kleinformat: Der Präsidentschaftswahlkampf in der Republik Moldau weist einige Parallelen zur schrillen Kampagne in Washington auf. Im Frau-gegen-Mann-Duell stehen sich die liberale Kandidatin Maia Sandu und ihr sozialistischer Kontrahent Igor Dodon unversöhnlich gegenüber. Und wie im US-Wahlkampf spielt das Verhältnis zu Russland eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung.

Die direkte Präsidentenwahl am Sonntag ist Ergebnis einer Verfassungsreform, die die Opposition nach Protesten durchgesetzt hat. Der Volkszorn richtete sich vor allem gegen die grassierende Korruption in einem verfilzten und oligarchisch geprägten Parteiensystem, an dessen Spitze der Milliardär Wladimir Plachotnjuk stehen soll. Beide Kandidaten haben sich im Wahlkampf strikt von Plachotnjuk distanziert und werfen ihrem jeweiligen Rivalen vor, mit diesem unter einer Decke zu stecken. Sandu war als Bildungsministerin bis 2015 drei Jahre in einer Koalition, an der auch Plachotnjuks "Demokratische Partei" beteiligt war, nannte aber den jüngsten Rückzug von Plachotnjuks Parteikollegen Marian Lupu – angeblich zu ihren Gunsten – einen "vergifteten Apfel", der darauf abziele, sie zu schwächen.

Zwischen Ost und West

Während innenpolitisch Sandu und Dodon gleichermaßen ein Ende der Korruption versprechen, sind außenpolitisch die Differenzen gewaltig: Sandu steht für einen Annäherungskurs an die EU, während Dodon sich als prorussischer Kandidat profiliert. "Die Krim gehört Russland", sagte er jüngst in einem Interview. Seinen ersten Staatsbesuch als Präsident wolle er in Moskau machen und das Assoziierungsabkommen mit der EU über ein Referendum wieder kippen, verkündete er.

Sandu wiederum nannte die "Krim natürlich ukrainisch, genauso wie Transnistrien moldauisch" sei. Mit Russland, wo viele Moldauer arbeiten, wolle sie ein korrektes, aber gleichberechtigtes Verhältnis aufbauen, die Beziehungen zu Europa seien wichtiger, machte sie deutlich.

In Umfragen führt Dodon, ein zweiter Wahlgang ist aber wahrscheinlich. (André Ballin aus Moskau, 28.10.2016)