Wien – FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sorgt wieder einmal mit einem Facebook-Posting für Aufregung. Am Nationalfeiertag postete er eine Strophe einer Hymne des deutschnationalen Dichters Ottokar Kernstock. Das Lied "Sei gesegnet ohne Ende" war von 1929 bis 1938 die Nationalhymne Österreichs und damit auch des austrofaschistischen Ständestaats. Besungen wird darin unter anderem "Deutschösterreich".

Der Autor Kernstock hat 1923 auch das "Hakenkreuzlied" verfasst, das während des Nationalsozialismus von der NSDAP verwendet wurde.

In den Kommentaren verteidigt Strache beziehungsweise sein Social-Media-Team das Posting. Kernstock sei 1928 gestorben, als die Nazis an die Macht kamen, habe er gar nicht mehr gelebt. "Sie müssen wirklich eine Nazi-Phobie haben", antwortet er auf Kritik in den Kommentaren. Kernstock sei ein "steirischer Dichter und Priester" gewesen. "Es war eine Hymne eines demokratischen Österreichs, welches 1934 durch den Putsch der Austrofaschisten leider außer Kraft gesetzt wurde und in Folge auch die unselige und grausame NS-Zeit erleiden musste."

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Von SPÖ und Grünen kam Kritik an der FPÖ. "Zuerst fantasiert Strache einen Bürgerkrieg in Österreich herbei, dann postet er eine Strophe der Austrofaschismus-Hymne des Nazi-Dichters Kernstock, übrigens auch der Autor des Hakenkreuzlieds. Und ihr Präsidentschaftskandidat Hofer denkt nicht daran, sich von all dem zu distanzieren, sondern verteidigt Strache auch noch", kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler am Donnerstag im SPÖ-Pressedienst. Er forderte "die FPÖ samt Präsidentschaftskandidat Hofer auf, vom Verbreiten von Hetze und Hass Abstand zu nehmen".

Der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger ortet eine "erschreckende" Radikalisierung der FPÖ: "Innerhalb kürzester Zeit werden von den Spitzen der FPÖ so ziemlich alle politischen Schamgrenzen gesprengt", erinnerte er auch an die "Hassorgien blauer Fans" auf Straches Facebook-Seite. Hofer versuche, sich vom "Narrensaum" zu distanzieren. Aber sein Wahlkampfleiter FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl wolle "ausgerechnet diesem 'Narrensaum' der FPÖ an diesem Wochenende seine Aufwartung machen und beim Linzer Kongress der rechtsextremen 'Verteidiger Europas' eine Rede halten". Noch nie sei "die Sympathie der FPÖ für die Rechtsextremen so offen zur Schau getragen" worden wie durch Kickl, aber auch durch Strache, der "die Bürgerkriegsrhetorik der Rechtsextremen als politische Position der FPÖ übernommen hat", sieht Öllinger die FPÖ "am äußersten rechten Rand". (red, 27.10.2016)