Zwei unzertrennliche Bürger von Felcsút: Mészáros (li.) und Orbán.

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Der ungarische Oligarch Lőrinc Mészáros ist zwar neuerdings ein großer Medieneigentümer, doch mit der Presse redet er selten. Als ihn einmal die regierungsnahe Wochenzeitung Heti Válasz befragen durfte, gewährte der steinreiche Freund des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán einen Einblick in sein Erfolgsgeheimnis: "Da haben gewiss der Liebe Gott, das Glück und die Person von Viktor Orbán eine Rolle gespielt."

Die ihn kennen, bescheinigen dem 50-jährigen Gasinstallateur aus Orbáns Kindheitsort Felcsút ein beharrliches Wesen und die Fähigkeit, brutal zu verhandeln. Noch ohne politischen Rückenwind brachte er es als junger Unternehmer zum Marktführer in der 1800 Einwohner zählenden Ortschaft. Doch Mitte der 2000er-Jahre brach der Schwung der nachholenden Investitionen im ländlichen Raum ab: Mészáros war nahezu pleite.

Fußballpräsident

Orbán, nach seiner ersten Amtszeit 2002 abgewählt, engagierte sich im Fußball, dem er bis heute begeistert anhängt. Er gründete die Ferenc-Puskás-Fußballakademie zur Förderung des Nachwuchses. Mészáros, der schon früher einmal Gemeinderat gewesen war, wurde ihr Präsident.

Die Akademie wurde für den umtriebigen Selfmade-Man zum Ort, in dem vielleicht nicht Gott, so aber doch das Glück wohnte – und Orbán, dessen Wochenendhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt. Es musste ständig gebaut, expandiert, investiert werden. Der Unternehmer Mészáros kam wieder groß ins Geschäft.

Mészáros und Mészáros GmbH

Nach der gewonnenen Wahl von 2010 ließ Orbán neben die Akademie ein 3000 Zuseher fassendes Stadion stellen. Generalunternehmer war die Firma Mészáros und Mészáros GmbH.

Schon in der ersten Legislaturperiode der neuerlichen Orbán-Amtszeit wurde aus dem Installateur ein Oligarch, aus dem fast bankrotten Unternehmer die Nummer 88 auf der Liste der reichsten Personen Ungarns. Sein Firmenimperium umfasst heute neben riesigen Baufirmen große Landwirtschaftsbetriebe.

Mit dem Népszabdság-Verlag ist am Dienstag auch ein Medienportfolio dazugekommen. Nach Angaben des Aufdeckungsportals atlatszo.hu erhöhten sich die Dividenden aus seinen Firmen von null im Jahr 2010 auf 1,27 Milliarden Forint (409 Millionen Euro) im Jahr 2013.

Zugeschnittene Aufträge

Die Baufirmen profitieren nahezu ausschließlich von öffentlichen Aufträgen, deren Ausschreibungen Mészáros meist auf den Leib zugeschnitten schienen. Die Böden für seine Landwirtschaft erhielt Mészáros auf intransparente Weise – oft wurden Kleinbauern und Schäfer, die sie zuvor nutzten, einfach verdrängt. Für die Rinderzucht, die er betreibt, kassiert er EU-Förderungen.

Viele glauben, dass Mészáros in Wirklichkeit ein Strohmann für Orbán ist, der als Regierungschef offiziell keiner Wirtschaftstätigkeit nachgeht. Das Gerücht steht im Raum. Orbán bestreitet es – beweisen lässt es sich nicht. (Gregor Mayer, 27.10.2016)