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Der israelischer Verteidigungsminister Avigdor Lieberman gab ein Interview über das nun viel diskutiert wird.

Foto: AP / Ariel Schalit

Ein Interview des israelischen Verteidigungsminister Avigdor Lieberman für die Ost-Jerusalemer Zeitung "Al-Quds" hat in Israel großes Aufsehen und bei den Palästinensern viel Unmut erregt. Der weit rechts stehende Politiker wiederholte dabei seine bekannten Positionen, die etwa auch zum Programm seiner Partei "Israel unser Heim" gehören, aber viele Palästinenser erstaunt haben. So befürwortete er etwa die Schaffung eines palästinensischen Staates auf der Basis eines "Austauschs von Territorium und Bevölkerung", wobei von Arabern bewohntes israelisches Gebiet zum künftigen Palästina gehören würde, während jüdische Siedlungen im Westjordanland bei Israel blieben.

"Al-Quds" ist die meistverbreitete palästinensische Zeitung, und es war Liebermans erstes Interview für ein palästinensisches Medium, wobei er mit Zuckerbrot und Peitsche vorging. Israel habe "keine Absicht, einen neuen Krieg gegen unsere Nachbarn im Gazastreifen oder im Westjordanland zu beginnen", aber wenn die Führung in Gaza "Israel den nächsten Krieg aufzwingt", werde das "ihre letzte Konfrontation sein, denn wir werden sie vollständig zerstören". Wenn die Hamas "aufhört, Tunnel zu graben, Waffen zu schmuggeln und Raketen auf uns abzuschießen", so Lieberman, dann "werden wir die Ersten sein, die (im Gazastreifen) in einen Seehandelshafen, einen Flughafen und eine Industriezone investieren". Den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas bezeichnete Lieberman als "größtes Hindernis für die palästinensische Wirtschaft", eventuelle Wahlen würde Abbas verlieren.

Hamas: "Wir fürchten uns nicht"

Das Außenministerium in Ramallah warf Lieberman vor, er versuche "einen Keil zwischen das palästinensische Volk und die palästinensische Führung zu treiben": "Er täuscht sich, wenn er denkt, dass er einen palästinensischen Partner für einen Frieden finden kann, der nur seinen eigenen Ansichten entspricht", hieß es in einer Erklärung. "Die starke Botschaft aus Gaza ist: wir fürchten uns nicht", sagte Hamas-Funktionär Fatchi Hamed, "alle früheren Verteidigungsminister vor ihm haben uns gedroht, und alle sind tot, wobei der letzte Peres war – er ist jetzt begraben und in der Hölle."

In palästinensischen sozialen Medien wurde "Al-Quds" dafür kritisiert, dass es Lieberman eine Plattform gegeben und so der unerwünschten "Normalisierung" des Verhältnisses zu Israel Vorschub geleistet habe. Die Zeitung rechtfertigte sich unter Anderem damit, dass Lieberman "uns überrascht hat", etwa mit der "Bereitschaft, die Blockade des Gazastreifens zu beenden". (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 27.10.2016)