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Chandler Jones (Arizona Cardinals), ehemals Linebacker bei den Patriots, mit einem Surface-Tablet.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Christian Petersen

Stolze 400 Millionen Dollar ließ Microsoft es sich 2013 kosten, für fünf Jahre zum Sponsor der "Spielfeldrand-Technologie" der amerikanischen National Football League (NFL) zu werden. Der Deal machte das Surface Pro-Convertible zum offiziellen Gerät für Trainer und Betreuer der Teams und brachte ihm viel Aufmerksamkeit – allerdings nicht nur in positiver Hinsicht.

Beschwerden von Patriots-Coach

Hatten TV-Kommentatoren, NFL-Ankünder und selbst manche Spieler die Surface-Computer zu Beginn gelegentlich als "iPads" bezeichnet, ziehen jüngere Beschwerden ihre Tauglichkeit für den gedachten Einsatz in Zweifel. So kündigte etwa Bill Bellichick, Coach der New England Patriots, auf einer Pressekonferenz frustriert an, künftig wieder auf Papier setzen zu wollen.

Aus seinen Beschwerden geht allerdings nicht eindeutig hervor, ob nun hauptsächlich die Geräte selber, oder Probleme mit der WLAN-Verbindung in der Coachingzone die Ursache seines Ärgers sind. "Es reicht mir mit Tablets", ventilierte er seinen Ärger. Eine Videoaufzeichnung zeigt ihn dabei, wie er scheinbar resignierend ein Surface auf einen Tisch knallt.

CBS News

Seine Äußerungen stießen auf breite Medienresonanz und veranlassten Microsoft, seine Geräte in einer Aussendung zu verteidigen. Nun melden sich jedoch auch Vertreter eines anderen Teams mit Kritik am Surface.

Unzufriedenheit auch bei den 49ers

"Es gab immer wieder ein paar Fehler", erklärt Chip Kelly, Trainer der San Francisco 49ers gegenüber Mercury News. Außerdem sei der Bildschirm im Sonnenlicht nur schwer ablesbar. Wenn das Tablet nicht flüssig laufe, müsse man es "ein bisschen schütteln", beschreibt er seinen technisch eher unsinnigen Lösungsweg. Quarterback Colin Kaepernick ergänzt, dass die Geräte gelegentlich einfrieren und neu gestartet werden müssten.

Der "Guardian" hat zu der Affäre Jonathan Bernstein, einen Experten für mediales Krisenmanagement befragt. Er sieht den Kern des Übels in der Diskrepanz zwischen Marketing und Realität. PR-Abteilungen würden vor allem das "schnelle Geld" im Blick haben und sich wenig darum scheren, ob das gesponserte System tatsächlich gut funktioniert.

NFL lobt Surface

Die Beschwerden aus den Reihen der NFL seien für Microsoft publicity-technisch schwerwiegender als negative Rückmeldungen einzelner Konsumenten. Er empfiehlt die Entsendung gut geschulter Teams zu jedem NFL-Team, die Trainer und Betreuer dabei unterstützen, mit dem System vertraut zu werden.

Nach Microsoft ist nun auch die NFL selbst ausgerückt und hat sich hinter die Surface-Convertibles gestellt. Diese haben die Effizienz und Geschwindigkeit zwischen Spielern und Trainern so gut gemacht, wie noch nie. In der "komplexen Umgebung" von Footballspielen könnten viele Faktoren die Performance einer Technologie beeinflussen, die nicht unbedingt mit der Ausstattung der Liga-Partner zu tun haben müssen.

Gute Zahlen

Auf die Nachfrage nach Surface-Geräten scheinen die Zwischenfälle in der NFL bislang keine signifikanten Auswirkungen gehabt zu haben. Im jüngst zu Ende gegangenen, ersten Finanzquartal 2017 von Microsoft meldet der Konzern eine massive Steigerung der Umsätze seiner in den ersten Jahren stark defizitären Sparte. Im Vergleich zum Vorjahr konnte man ein Einnahmen-Plus von 38 Prozent verbuchen – vor allem die Nachfrage durch Firmen hat sich laut CEO Satya Nadella um 70 Prozent erhöht. (gpi, 25.10.2016)