Pipsi geht nicht nur, sie fährt auch – erste Klasse.

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Gedroschen voll nennt man landläufig einen Zug, in dem die Fahrgäste mangels Platzes kaum umfallen können, geschweige denn einsteigen. Der Schnellzug Samstagfrüh war zwar nicht voll wie ein mit gedroschenem Getreide befüllter Anhänger, aufs Land zog es aber viele, vor allem Ausflügler, die den mutmaßlich letzten Tag mit güldener Oktobersonne im Freien verbringen wollten.

Erste-Klasse-Pipsi

Als Pipsi und ich – spät dran wie meistens – antrabten und eine Kindergruppe in den Zug drängen sahen, entschieden wir kurzerhand, in der ersten Klasse Platz zu nehmen. Der Zuschlag von 3,40 Euro sollte angesichts des üppigen Platzangebots (es war kein Mensch im Wagen) verschmerzbar sein und ein Espresso an den Platz serviert – und man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Hund machte es sich gerade gemütlich, da kam schon der Zugbegleiter und bot Zeitungen an. Wir reichten Fahrkarten, Ermäßigungskarte und verlangten ein Aufpreisticket. Die Frage, ob der Hund für die erste Klasse auch extra zahlen muss, er sitzt hier schließlich auf Teppichboden, quittierte der Schaffner freundlich, aber bestimmt: "Der Hund sitzt in der ersten Klasse genauso am Boden wie in der zweiten, also zahlt er auch hier nur zwei Euro."

Gratis-Spezialist

Auf Gratis-Mehrleistung ist unser Hündchen spezialisiert. Als es noch sonnig und das Kinderfreibad im Schweizergarten gut besucht war, linste Pipsi, den Spielplatz umrundend, sehnsüchtig zum Becken. Als sie Unaufmerksamkeit witterte, schlug sie zu, besser gesagt: einen Haken und flitzte ins Bad. Eine Länge hin, eine retour und – dem Badewaschl stand der Mund offen – war sie wieder draußen. Die übermütigen unter den Kindern klatschten, die Erwachsenen staunten – und Pipsi wälzte sich, als wäre nichts geschehen, zum Trocknen in der Sandkiste. (Luise Ungerboeck, 3.11.2016)