Bei Ford begann's mit der Tin Lizzie, dem Model T (1909), ...

Foto: Michael Freund

... während der Duesenberg J (1931) ganz andere Träume erfüllte ...

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... und nur vom Bugatti 41 Royale (1931) übertroffen wurde.

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Der Willys (1933) mit der verkehrten Haifischflosse geriet in den Fünfzigern zum Hot Rod, ...

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... der Dodge Airflow Fuel Truck (1939) lieferte den Kraftstoff.

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Dieser Continental (1964) diente für den Besuch des Papstes in New York ...

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... und das Wienermobile (1952) zur Würstchenpräsentation, für "America's greatest love".

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Ach, Kindheitsträume! Auf der Straße sind wir gestanden und haben bewundert, was groß war, glänzte und sich von selbst bewegte. Bald kannten wir die Namen und die kleinen Unterschiede, da eine Chromleiste mehr, dort Weißwandreifen. Autos waren wie Graugänse, die uns geprägt haben und denen wir alle nachgelaufen wären, hätte uns die Oma nicht zurückgehalten. Na ja, nicht alle; es waren eher Bubenträume.

Von Horch gehört?

Heute laufen wir keinen Autos mehr nach, warum auch, sie schauen ja ziemlich gleich aus, und es gibt zu viele von ihnen. Umso mehr leuchten in unserer Erinnerung die prägenden Wagen von seinerzeit – wobei "seinerzeit" natürlich eine Frage des Alters ist. Was dem einen Citroëns Göttin DS, war dem anderen ein Alfa Romeo, bevor die Firma brave Autos baute, während der Familienälteste von Limousinen aus der Vorkriegszeit schwärmt (schon mal was von Horch gehört?). Für mich war es unter anderem der große schwarze Chrysler, den ich oft auf dem Schulweg an der Ecke Ziegelofengasse / Wiedner Hauptstraße sah, Kennzeichen W 1000, der Wagen des Bundespräsidenten (oder Kanzlers?), dessen Chauffeur dort wohnte.

"Ferrari + Rolls Royce = Riviera" war die Formel von Buicks Coupé (1963).
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Einigen können wir uns wohl darauf, dass die wirklichen Oldtimer, solche, die man praktisch nicht mehr auf der Straße sieht, Ziel unserer Sehnsüchte und Verklärungen sind. Sie kutschieren als Boten aus einer angeblich besseren Zeit durch unser Hirn, und wir sagen unwillkürlich "Schön!", weil ihre Eigenarten, ihre aus heutiger Sicht überflüssigen Schnörkel und Skurrilitäten von keinem Sicherheits- und DIN-Norm-Denken gebremst wurden.

Wer ist noch länger?

Als mir also mein Schulfreund Andy, den ich in Michigan besuchte, von Straßenkreuzern und Vintage-Paraden im Henry-Ford-Museum erzählte, reagierte ich wie Pawlows Hund. Ein Museum in Dearborn, Firmensitz, Vorstadt von Detroit! Motown! Einen Tag haben wir für den Besuch reserviert, und das war viel zu wenig. Denn eigentlich ist "The Henry Ford", wie es offiziell heißt, mehreres auf einmal: ein vom Firmenchef begonnenes und über die Jahrzehnte weitergeführtes künstliches Dorf namens Greenfield Village, eine Art History-Park auf hohem Niveau; und ein großes Museum zum Thema Industrielle Revolution, in dem Automobile naturgemäß die erste Geige spielen.

Es geht dabei keineswegs, wie man glauben könnte, nur um Ford. Das Museum hat die Konkurrenz ebenfalls vorfahren lassen, Duesenberg etwa (längst verblichen) oder Buick und Cadillac von GM (sehr lebendig). Es dreht sich zwar hauptsächlich um amerikanische Modelle – aber immerhin steht zum Beispiel ein herziger VW Ur-Käfer in der Halle, als Symbol für die Alternative zu den flossenbewehrten Straßenkreuzern, die ihn umringen; oder, ganz im Gegenteil, ein Bugatti, von dem nur sechs Stück produziert wurden und der, wie ich nachlesen kann, noch länger ist als ein Duesenberg. Traumautos und Sonderlinge, Rekordrennwagen und Prototypen wie der legendäre Tucker 48, der es nie zur Serienproduktion geschafft hat, sind hier in der heilen Welt des Individualverkehrs vereint. Und als Hauptattraktion stehen wie aufgefädelt die Präsidentenwagen im Museum, meistens hauseigene Ford Lincolns, unter ihnen, etwas makaber, der SS-100-X, in dem Kennedy erschossen wurde.

In diesem Lincoln (1961) wurde Präsident Kennedy chauffiert.
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Den schwarzen Chrysler, apropos, aus meiner Erinnerung habe ich nicht gesehen, aber immerhin einen anderen Bezug zu Wien. Die Wurstwarenfirma Oscar Meyer ist berühmt für die Art, wie sie ihre Produkte unters Volk bringt – unter anderem mithilfe eines Lieferwagens, wie er hier steht, in Form eines riesigen Würstels: das Wienermobile, Wahrzeichen für "two of America's greatest loves – cars and hot dogs". (Michael Freund, 30.10.2016)