Ehepaar Fischer, Ehepaar Vranitzky, Scholten (von links) bei der Jubiläumsfeier: Festhalten an Kreiskys Ideen wie an einem Geländer.

Foto: Andy Urban

Wien – Selbst unter dem "Sonnenkönig" war in der SPÖ nicht immer alles eitel Wonne. Oft sei ein Murren durch die Reihen gegangen, wenn Bruno Kreisky in Parteisitzungen das Wort geführt habe, erzählt Franz Vranitzky. Die Funktionäre hätten gerne Bodenständiges gehört, über die Pensionen oder die Personalpolitik – doch Kreisky hielt lieber Referate über den Nahost-Konflikt.

Diesen Sinn für die internationale Debatte versuchen Nachnachfolger Vranitzky und andere Erben in der früheren Villa des legendären sozialdemokratischen Kanzlers am Leben zu halten: Seit 25 Jahren lädt hier das Bruno-Kreisky-Forum zu regelmäßien Diskussionen, am Montagabend stand die Jubiläumsfeier an. Ehemalige und aktuelle Minister gaben sich die Klinke in die Hand, auch Heinz Fischer, bislang letzter echter Bundespräsident der Republik, war gekommen.

Bis heute, ist Fischer überzeugt, könne man sich an Kreiskys Ideen festhalten wie an einem Geländer. Ein anderer Präsident, jener des Forums, beschwört "den brennenden Ehrgeiz", Wege aus der gegenwärtigen Unsicherheit zu finden: Hier sei der Ort, sagt Ex-Kunstminister Rudolf Scholten, "um Ideen zu entwickeln, die wir uns selbst nicht mehr so ganz zutrauen".

"Konträre Standpunkte sind im Sinne der Gründungsabsicht", sagt Ehrenpräsident Vranitzky und löst dies in seiner Rede zumindest andeutungsweise ein. Neben der sozialen Verantwortung sei die Wirtschaftskompetenz Grundvoraussetzung für die Mehrheitsfähigkeit, mahnt er: Die SPÖ müsse auch, etwa durch Bürokratientschlackung, für die Wettbewerbsfähigkeit sorgen.

Aufmunterndes hat Vranitzky für die seit ihrer Blütezeit nahezu halbierte Partei auch parat. Aus den stundenlangen Exkursen des späten Kreiskys in frühere, krisenhafte Zeiten ("so sind wir alten Leute") habe er eines gelernt: "Es gab immer einen Ausweg." (Gerald John, 24.10.2016 )