Schröcksnadel: "Skifahren ist auf die Berge beschränkt"

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"Das Einkommen eines Sportler hängt nicht nur von seiner Leistung ab, sondern vor allem von Sponsoren und TV-Quoten." Peter Schröcksnadel, Präsident des österreichischen Skiverbands (ÖSV) und Council-Mitglied im Weltskiverband (FIS), hat am Rande des Weltcupauftakts in Sölden zu den Vorwürfen von Abfahrtsweltmeister Patrick Küng Stellung genommen. Der Schweizer hatte gewettert, die FIS habe "die letzten zehn Jahre verschlafen", in der Vermarktung sei kaum etwas weitergegangen, und die Preisgelder seien zu niedrig.

Schröcksnadel (75) sagt im Gespräch mit dem STANDARD, er könne mit Küngs Kritik "schon etwas anfangen", und natürlich sollte sich "auch der Skisport ständig weiterentwickeln". Aber? "Es gibt halt Sportarten, in denen man mehr, und Sportarten, in denen man weniger verdient." Die Alpinen seien diesbezüglich im Vergleich mit den Nordischen noch gesegnet. Auch Küngs Anmerkung, dass die Entlohnung der Skirennläufer in keiner Relation mit dem Risiko stehe, lässt Schröcksnadel nicht gelten. "Es gibt viele Sportler, die viel riskieren und wenig verdienen, oft weniger als die Alpinen."

"Kein internationaler Held"

Der Stellenwert des Skisports ist laut Schröcksnadel mit jenem globaler Sportarten nicht zu vergleichen. "Als Skirennläufer lebst du nicht von internationalen Partnern, sondern von nationalen. Weil du kein internationaler Held bist, sondern ein nationaler. Unser Sport ist auf die Berge beschränkt. Das ist im Golf halt anders." Ein Hermann Maier und ein Alberto Tomba hätten international durchaus etwas höhere Bekanntheit gehabt als die aktuellen Protagonisten. "Und dennoch hatten wir keine Chance, den Hermann international gut zu vermarkten – obwohl wir in Amerika beim Jay Leno waren."

Der Tiroler Schröcksnadel stellt sich vor die FIS. Sie könne "nicht sehr viel mehr machen, als sie ohnehin tut", meint er. "Küng hat wahrscheinlich geglaubt, sie rennen ihm die Türe ein, und das wird nicht passiert sein. Aber man muss sich auch selbst bemühen, man darf die Schuld nicht nur bei den anderen suchen." Veränderung sei prinzipiell zu begrüßen, zu viel Veränderung könne aber auch schaden. "Man muss sich genau überlegen, was man verändert", sagt Schröcksnadel und führt als Negativbeispiel den Skisprungsport an. "Da hat man beim Bewerten zu viel verändert, jetzt kennt sich niemand mehr aus."

Der Vorteil des Fußballs

Natürlich müsse man auch im Alpinsport da und dort die Spannung erhöhen, vorrangig in der Abfahrt. Der ÖSV-Präsident verweist darauf, dass er selbst den neuen Modus bei der Startnummernvergabe forciert habe. In der Abfahrt und im Super-G sollen die Top 10 der Welt künftig eine ungerade Nummer zwischen 1 und 19 wählen, und die anderen, nicht so gut Platzierten, werden quasi dazwischen hineingelost. Das soll die Spannung erhöhen und vor allem verlängern. Schröcksnadel: "Bis jetzt hat man meistens nur den Nummer 15 bis 23 zuschauen müssen, da war das Spannungselement relativ kurz. Das war so, als würde man im Fußball sagen, dass Tore in den ersten und in den letzten zehn Minuten nicht zählen. Doch der Fußball hat den großen Vorteil, dass neunzig Minuten lang immer etwas passieren kann." (Fritz Neumann, 24.10.2016)