Das Phänomen ist aus der psychologischen Forschung – und auch aus unser aller Alltag – hinreichend bekannt: Wenn man etwas nur lang genug wiederholt, es nur lang genug immer und immer wieder behauptet, dann wird es irgendwann einmal sogar wahr. Vielleicht nicht für jeden Außenstehenden, aber doch zumindest für den Akteur selbst. Auch im Fall des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verfestigt sich immer mehr der Eindruck: Hier bastelt jemand unerschütterlich an einem Narrativ, das für ihn wahr sein wird, komme, was wolle – egal, wie falsch, erfunden und absurd die Versatzstücke dieser bizarren Geschichtsschreibung auch sein mögen.

Trump weiß, dass er diesen Wahlkampf gegen das "Establishment" – aus dem er selbst kommt und von dem er stets profitiert hat, das er aber aus Publicitygründen verteufelt – wohl verlieren wird. Die Gründe dafür bei sich zu suchen und zu finden, würde sein Ego aber nicht aushalten. Daher muss jemand anderer oder etwas anderes für die Niederlage verantwortlich gemacht werden. Also wird die Legende geboren, dass Hillary Clinton nur durch Manipulation an die Macht gelangen könne. Sie erlaubt es Trump, bis an sein Lebensende beleidigt auf die ganze Welt zu sein, ohne die Gründe für die Niederlage bei sich selbst suchen zu müssen. Das hat er schließlich noch nie tun müssen – und auch noch nie getan.

Die US-Präsidentschaftskandidatur bescherte Trump weltweite Aufmerksamkeit, an deren Geschmack er schon längst Gefallen gefunden hat und den er nicht mehr missen will. Da er befürchten muss, dass ihn die von ihm so geschmähten Medien nach dem 8. November schnell wieder vergessen werden, sorgt er vor: Schon jetzt bastelt der Tycoon offensichtlich an einem eigenen Medienimperium, um sich künftig eine Welt anschauen zu können, wie sie ihm gefällt.

Wenn sich "The Donald" also künftig die Berichterstattung ganz einfach – so wie alles – kauft, um dort tagtäglich sein trumpozentrisches Weltbild bestätigt zu sehen, dann erinnert das frappierend an den Italiener Silvio Berlusconi. Auch der zunächst himmelhoch aufgestiegene Unternehmer und dann umso tiefer gefallene Ministerpräsident lebte in einer über die Jahrzehnte von Ja-Sagern behutsam am Leben gehaltenen Blase. Als diese dann doch einmal platzte – letztlich wegen Sex-Skandalen, eine weitere Parallele -, wollte und konnte Berlusconi die Wirklichkeit gar nicht wahrhaben, weshalb er sich noch heute als armes Opfer übelster Machinationen seiner Feinde sieht.

Im Gegensatz zu Berlusconi wird Trump von den Wählern wahrscheinlich keine politische Macht zugesprochen bekommen – doch einen großen politischen Schaden hat er schon lange vor dem Urnengang angerichtet: Ausgerechnet er, der sich als Parade-Amerikaner geriert, hat Amerika durch seinen Populismus und seine Demagogie beschädigt – möglicherweise nachhaltig.

Dabei hat Trumps Slogan "Macht Amerika wieder groß!" durchaus seine Berechtigung: Ja, das politische System der USA muss reformiert und wieder "groß" – sprich: zum Vorbild für die freie, demokratische Welt – gemacht werden. Dass Trump aber selbst gehörig dazu beigetragen hat, es zu demolieren, das wird er wohl niemals wahrhaben wollen – und das wird man auch niemals im künftigen Trump-TV zu hören bekommen. (Gianluca Wallisch, 20.10.2016)