Die Neue Burg am Heldenplatz wird – vorerst? – ein provisorisches "Haus der Geschichte Österreich" beherbergen.

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Wien – Ein Schritt nach vorne heißt manchmal auch zwei Schritte zurück. Denn obwohl Österreich zum 100. Republiksjubiläum im Jahr 2018 ein historisches Museum mit dem Namen Haus der Geschichte Österreich (HGÖ) bekommen wird, darf darüber, wie dieses langfristig aussehen wird, weiter gestritten werden.

Im September 2015 präsentierten der damalige Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und sein koalitionäres Gegenüber, Wissenschafts-Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP), einen Plan für ein HGÖ in den Räumen der Neuen Burg, der rund 3.000 Quadratmeter Publikumsfläche vorsah. Ostermayer hatte 2014 die Ausbaupläne für das im selben Trakt der Hofburg befindliche Weltmuseum zugunsten eines HGÖ verkleinert.

Nun kommt wieder alles anders, dafür aber fix. Denn mit den Bauarbeiten soll unverzüglich begonnen werden. Wie Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) am Donnerstag überraschend verlautbarte, wird das HGÖ nun doch nur halb so groß realisiert.

Nur ein "Provisorium"

1.800 Quadratmeter, der Großteil davon im Mezzanin, sollen statt den ursprünglich geschätzten 30 Millionen nur 10 Millionen Euro verschlingen. In "kontextualisierter" Form soll auch die 250 Quadratmeter große Terrasse (bekannt als "Hitler-Balkon") genutzt werden.

Der Haken: Es handle sich lediglich um ein "Provisorium", bis in einer neuen Legislaturperiode, also spätestens mit Ende 2018, auch wieder über einen Neubau nachgedacht werden könne.

Der Ostermayer-Plan hätte eine Absiedelung oder Neuaufstellung der wenig besuchten Sammlung Alter Musikinstrumente sowie Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums notwendig gemacht. Der Freundeskreis der Instrumentensammlung hatte wiederholt dagegen protestiert. Mit Erfolg. Denn die Räume bleiben nun unangetastet.

Räumlichkeiten im Mezzanin, die bereits renoviert werden und ursprünglich als "Korridor des Staunens" im 2017 neu eröffnenden Weltmuseum angedacht waren, könnten jenem nach einem künftigen Auszug des HGÖ später wieder zufallen, so Drozda.

Termin 2018 bleibt

Was Drozda hält, ist der Termin. Spätestens im November 2018 soll das HGÖ mit einer Ausstellung zur Republiksgeschichte eröffnet werden. Ein Direktor für das neue "Haus", das nun kein wirkliches ist, soll noch in diesem Jahr gefunden werden. Die Stelle wird diese Woche ausgeschrieben. Organisatorisch wird das HGÖ an die Nationalbibliothek (ÖNB) angedockt, den Umbau wird das Kunsthostorische Museum (KHM) leiten.

Oliver Rathkolb, der mit einem Historikerteam zwei Jahre an der inhaltlichen Ausrichtung des HGÖ arbeitete, sprach von einer "hervorragenden Lösung in budgetär engen Zeiten". 1.000 Quadratmeter mehr oder weniger würden keine Rolle spielen, ein kreativer Direktor könne das wettmachen. Er selbst will sich dafür allerdings nicht bewerben. (stew, 20.10.2016)