Brasilia – Brasiliens Zentralbank hat erstmals seit vier Jahren die Zinsen gesenkt. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld wurde auf 14 Prozent gekappt, wie die Zentralbank am Mittwochabend (MESZ) in Brasilia mitteilte. Die Märkten hatte sich zuletzt optimistisch gezeigt, dass Brasilien den schlimmsten Teil einer zwei Jahren andauernden Rezession hinter sich haben könnte.

Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas hat unruhige politische Zeiten hinter sich, da die langjährige Präsidentin Dilma Rousseff ihren Posten räumen musste. Weil sie gegen Budgetregeln verstoßen haben soll, wurde sie vom Senat ihres Amtes enthoben. Ihr Nachfolger Michel Temer will den Haushalt sanieren und das Vertrauen der Finanzmärkte zurückgewinnen. Die Zinssenkung dürfte ihm bei diesen Bemühungen zugutekommen.

Die geldpolitische Lockerung könnte nach Ansicht von Experten den Beginn einer Reihe von weiteren Lockerungsschritten unter der Ägide des neuen Notenbankgouverneurs Ilan Goldfajn markieren. Die Inflation war in den vergangenen Monaten auf dem Rückmarsch. Zudem wurde im Parlament eine wichtige Sparmaßnahme auf den Weg gebracht. Dies könnte der Notenbank weitere Argumente an die Hand geben, eine der höchsten Leitzinssätze im Kreis der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) weiter zu kappen. (APA/Reuters, 19.10.2016)