In Tirol hält man weitere Verkehrsprojekte neben der Brennerroute für nicht nötig.

Foto: apa

Rom/Innsbruck/Brüssel – Sie gilt als Schreckgespenst transitgeplagter Tiroler: die Alemagna. Am Montag wird das totgeglaubte Projekt einer zweiten Autobahnverbindung zwischen Deutschland und Italien neben der Brennerroute im EU-Parlament diskutiert.

Der Antrag kam von italienischen Abgeordneten, die diese Transitachse verwirklichen wollen, um "das Drehkreuz Hafen Venedig direkt an Nordosteuropa anzubinden". Konkret wollen die Italiener die Autobahn A27, die derzeit bei Belluno endet, nach Norden bis zur österreichischen Grenze weiterziehen. Von dort soll sie über Lienz und den mautpflichtigen Felbertauern bis nach Deutschland führen.

Italien fordert Priorisierung

Die Schaffung eines neuen europäischen Korridors müsse priorisiert werden, um "für ein Gleichgewicht im Wettbewerb der europäischen Verkehrsbranche zu sorgen", heißt es im Antrag. Im Zuge dessen soll auch Österreich sein Verkehrsnetz in der Region ausbauen.

Der Verkehrssprecher der Grünen, Georg Willi, hat bereits alle österreichischen EU-Abgeordneten kontaktiert und sie aufgefordert, in dieser Frage keinesfalls klein beizugeben. "Der Plan widerspricht der völkerrechtlich bindenden Alpenkonvention, die jede neue Transitroute untersagt."

Verkehrsexperte Sebastian Kummer von der Wirtschaftsuniversität Wien sieht ohnehin keinen Sinn in dem Unterfangen: "Der Nord-Süd-Transit nimmt nachweislich ab." Daher sei der Ausbau der Brennerroute für den Bahnverkehr die bessere Variante.

Bis 2026 soll der Brennerbasistunnel (BBT) fertig gestellt werden. Damit er dann aber auch die Entlastung bringt, müsse vor allem Italien die Bahnstrecke vom Südausgang des Tunnels bei Franzensfeste bis Verona ausbauen.

Am Mittwoch sprachen sich auch die Landeshauptleute der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gemeinsam gegen eine neue Transitachse aus. "Der Ausbau der Alemagna ist der absolut falsche Weg. Wir werden dies mit allen uns möglichen Mitteln unterbinden und alle Hebel in Bewegung setzen", betonte Tirols Günther Platter. Der Ausbau einer neuen Transitroute würde das Verkehrsaufkommen massiv steigern und vor allem Osttirol würde faktisch überrollt werden. Platter setzt auf eine Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene, wie sie mit dem Brennerbasistunnel ohnehin geplant sei.

Petition für Fernpasstunnel

Die ÖVP will indes im Außerfern eine neue Baustelle errichten. Dort versprach Landeshauptmann Günther Platter den verkehrsgeplagten Anrainern Tunnellösungen für die überlastete Fernpassroute. Ende vergangener Woche hat die ÖVP eine Petition dazu im Parlament eingebracht. Experte Kummer vermutet dahinter Interessen der Bauindustrie: "Tunnellösungen sind für das Baugewerbe besonders interessant, weil dort keine Festpreisgarantie gilt."

Im Fall Fernpass würden Tunnel wenig bringen, wie eine Studie ergab, da auch sie nur zweispurig geführt werden könnten und sich somit die Stausituation durch Blockabfertigung nur verschlimmern würde. Eine Autobahnverbindung via Fernpass ist wegen der Alpenkonvention nicht möglich und auch die Anrainer sind dagegen. Der grüne Verkehrssprecher Willi fordert für das Außerfern indes eine neue Bahnstrecke, statt der Straßenpläne. (ars, 19.10.2016)