Wenn es so wie geplant umgesetzt wird, dann bedeutet das geplante Autonomiepaket für Schulen tatsächlich umfassende Freiheiten. Die Schulleiter bekommen ein Mitspracherecht bei der Auswahl ihres Personals, sie können frei entscheiden, wo im Unterricht Schwerpunkte gesetzt werden, die sinnlose 50-Minuten-Einheit gehört endlich der Vergangenheit an. Gleichzeitig müssen Direktoren künftig eine spezielle Ausbildung machen, um besser qualifiziert zu sein.

Es ist schlau, wenn Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) es den Schulen freistellen, inwieweit sie bei den Autonomieplänen mitmachen. Wenn sie wollen, können sie sich mit anderen Schulen zu einem Cluster zusammenschließen und zum Beispiel das Personal oder die Räumlichkeiten teilen. Wenn kein Bedarf besteht, machen sie es eben nicht. So wird vermieden, was bei Bildungsreformen bisher oft passiert ist: Die Betroffenen fühlen sich übergangen, sträuben sich von vornherein dagegen, und die Reform wird im Keim erstickt. Wenn jetzt reformfreudige Schulen mit den Clustern starten, können sich die Skeptiker die Umsetzung aus der Ferne anschauen und erst dann entscheiden, ob sie mitmachen. Im Idealfall entsteht so ein Schneeballeffekt, und immer mehr Schulen nehmen freiwillig an den Reformen teil. Im schlechtesten Fall will niemand einen Cluster bilden. Da aber schon jetzt in manchen Fällen zwei Kleinschulen von einem Direktor geleitet werden, ist dies sehr unwahrscheinlich.

Die Lehrergewerkschaft warnt vor der geplanten Abschaffung der Klassenschülerhöchstzahl, dies könne zu Einsparungen führen. Diese Abschaffung ist aber nur ein konsequenter Schritt. Es wäre absurd, von oben vorzugeben, wie viele Kinder in einer Klasse sitzen dürfen, und gleichzeitig von mehr Freiräumen für die Schulen zu sprechen. Natürlich muss dann die Bildungsministerin auch ihr Versprechen einhalten und darf das Budget nicht kürzen, wenn sich ein Direktor für größere Klassen entscheidet, um damit spezielle Förderkurse zu finanzieren.

Die vorliegende Reform konzentriert sich vor allem auf die Organisation der Schulen. Was fehlt, ist eine finanzielle Autonomie. Wer das Geld hat, schafft an, lautet eine Volksweisheit, und das ist auch an den Schulen so. Wenn weiterhin die Behörden entscheiden, wie die Schulen ihr Geld einsetzen müssen, dann wird die Autonomie nicht konsequent genug umgesetzt.

Trotzdem: So, wie das Paket derzeit auf dem Tisch liegt, könnte sich in einigen Jahren wirklich etwas im Bildungssystem bewegen. Dafür müssen sich die Schulen allerdings auch trauen, ihre Freiheiten zu nutzen. Noch sind die Vorschläge aber nicht in fertigen Gesetzestexten formuliert. Die Länder haben die Reform noch nicht abgesegnet, und auch von den Gewerkschaften ist Widerstand zu erwarten. Es wäre nichts Neues, wenn das Paket der Ministerin nun Stück für Stück abgeändert wird und am Ende eine Schmalspurvariante herauskommt.

Damit das nicht passiert, sollten die Länder ihren Beitrag zu einer Ausweitung der Autonomie leisten und bereitwillig Kompetenzen an die Schulen abgeben. Zur Erinnerung: Schon vor fast einem Jahr haben sie den meisten Vorschlägen, die jetzt auf dem Tisch liegen, zugestimmt. Nach elf Monaten Verhandlungen ist es an der Zeit, dass nun endlich etwas herauskommt, das den Namen Reform auch verdient hat. (Lisa Kogelnik, 19.10.2016)