Der bisherige Bürgermeister Ćamil Duraković hat drei Tage Zeit, um rechtliche Schritte gegen die Wahl in Srebrenica einzuleiten.

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Sarajevo – Nachdem die bosnische Wahlkommission am Montag den Kandidaten der serbischen Liste, Mladen Grujičić, zum Gewinner der Bürgermeisterwahl in der ostbosnischen Stadt Srebrenica erklärt hat, will der bisherige Bürgermeister rechtliche Schritte dagegen einleiten. Ćamil Duraković von der bosniakischen Partei SDA hat dafür drei Tage Zeit.

Die Lokalwahlen fanden am 2. Oktober statt. In Srebrenica gab es seit dem Genozid, bei dem 1995 etwa 8.000 Menschen mit muslimischen Namen ermordet worden waren, immer einen bosniakischen Bürgermeister. Bis zur Lokalwahl 2012 gab es hier eine Ausnahmeregelung aus der Zeit nach dem Krieg. Diese sah vor, dass auch Bosnier, die nicht in der Stadt gemeldet waren, dort wählen konnten. Diese Regelung wurde aufgehoben.

Trotzdem wählen viele Diaspora-Bosnier – sowohl Bosniaken als auch Serben – weiterhin in Srebrenica, weil sie sich dort gemeldet haben. Diesmal wurden aber nur die Stimmen von jenen Diaspora-Bosniern akzeptiert, die per Briefwahl wählten und deren Karte bis zum 4. Oktober die Behörden erreichten. Etwa 2.000 Stimmen aus den USA oder Österreich kamen nicht rechtzeitig an und wurden deshalb nicht dazugerechnet. Grujičić hat 768 Stimmen mehr bekommen als Duraković und mit 54,4 Prozent die Wahl gewonnen.

Vor dem Krieg bezeichneten sich 75 Prozent der Menschen in Srebrenica als Bosniaken. Srebrenica war seit dem Krieg die einzige Stadt in dem Landesteil Republika Srpska mit einer bosniakischen Mehrheit. (awö, 18.10.2016)