Als großer Diplomat war Rodrigo Duterte bisher nicht bekannt. Und auch im Umgang mit China hatte der philippinische Präsident bis vor kurzem auf Pläne gesetzt, die zwar wenig realistisch, dafür umso martialischer klingen: Die Marine solle ihn in die Nähe der umstrittenen Inseln bringen, er werde mit dem Jetski hinfahren und die Flagge seines Landes dort aufstellen. Wenn ihn Peking in die Luft jagen wolle, solle es eben so sein.

Rund um seinen Staatsbesuch in Peking schlug er nun andere Töne an. Jetzt will der Mann, der sonst so gern fremde Staatsoberhäupter beschimpft, auf "Freundschaft und Kooperation setzen". Es sei nicht sinnvoll, wegen einer Wasserfläche in den Krieg zu ziehen – und im Übrigen könne er weder einen Jetski steuern noch schwimmen.

Die Zurückhaltung hat gute Gründe: Zum einen hat Duterte einfach recht, wenn er davor warnt, wegen des Inselstreits einen Konflikt mit unabsehbaren Folgen auszulösen. Zum anderen ist die Wirtschaft der Philippinen dringend auf Chinas Wohlwollen angewiesen – besonders, seitdem anderswo die Kritik gegen seinen Drogenkrieg wächst.

Und doch bleibt es ein Balanceakt zwischen Diplomatie und Fluchorgien. Denn es geht eben nicht nur "um eine Wasserfläche", sondern um ein Gebiet, durch das ein gutes Viertel des globalen Handels läuft. Würden sich die Philippinen ganz von den Verbündeten USA abwenden, nähmen sie sich jedes Druckmittel gegen Chinas Ansprüche. (Manuel Escher, 18.10.2016)