Rodrigo Duterte vor seiner Abreise

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Der Teppich, den Chinas Führung dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte zu seinem ersten Staatsbesuch ausrollte, könnte kaum röter sein. Vor drei Monaten hatte sie mit Krieg gedroht, als der Internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag der Klage der Philippinen gegen China im Gebietsstreit im Südchinesischen Meer recht gegeben hatte.

Das "böse Blut" sei neuem Vertrauen in "gutem Glauben" gewichen, schrieb die Nachrichtenagentur Xinhua zum Auftakt des viertägigen Besuchs am Dienstag. Duterte wird von allen Führern Chinas empfangen und von einer nach Angaben seines Sprechers 500 Mann starken Delegation begleitet. Die meisten sind Unternehmer, die auf einen neuen Wirtschaftsboom setzen.

Strategische Gelegenheit

Die meinungsprägende Parteizeitung Global Times ging einen Schritt weiter. Sie schrieb eine ungewöhnliche Aufforderung an die eigene Regierung: "Wir rufen China auf, die große strategische Gelegenheit dieses Besuches zu nutzen." Der Leitartikel verweist auf Dutertes Nationalismus und seine "linksgerichteten politischen Ideen", die ihn für China einnehmen würden. "Manila ist bisher die beste Schachfigur für Washington und Tokio gewesen, um im Südchinesischen Meer zu intervenieren." Wenn die sino-philippinischen Beziehungen auf freundschaftliche Bahnen zurückkehren, werde das die US-Strategie im Südchinesischen Meer unterminieren.

Mit in Aussicht gestellten milliardenschweren Wirtschaftsabkommen und kritikloser Unterstützung seines rechtlosen Antidrogenkriegs, der bisher 3700 Tote gefordert haben soll, will Peking den 71-jährigen Präsidenten an sich binden.

Reiche Ernte

Duterte wird auf dem China-Trip reiche Ernte einfahren können. Peking hat seinen Tourismusboykott für Reisen auf die Philippinen beendet, lässt seine Importrestriktionen aufheben, plant mit Manila neue Bahn- und Infrastrukturprojekte. Handelsminister Ramon Lopez erwartet, staatliche Softloan- und Kreditverträge im Wert von drei Milliarden US-Dollar zu unterzeichnen.

Die Aufregung um den skrupellosen Populisten Duterte verdeckt, wie kalkuliert er sich von der Politik einseitiger Abhängigkeit seines Vorgängers Benigno Aquino löst. Duterte attackierte zwar scharf die USA, aber weder deren fünf Militärbasen auf den Philippinen noch den traditionellen Beistandspakt. Er kündigte jedoch künftige gemeinsame Marinemanöver mit den USA im Südchinesischen Meer auf. Kurz vor seinem Staatsbesuch machte er nun China und Russland die weitestreichenden Avancen. Manila sei bereit, sich an künftigen Militärübungen beider Länder zu beteiligen. Es wolle auch von China Waffen kaufen, etwa für den Kampf gegen den "Terrorismus."

Über den Konfliktherd des Südchinesischen Meers wolle er mit Pekings Führung sprechen, dabei aber jene Seegebiete nicht aufgeben, die die Philippinen für sich reklamieren. Er werde mit Manilas Ansprüchen keinen "Handel treiben oder über sie mit China streiten". Probleme ausklammern ist aber bisher auch eine bewährte Taktik Pekings. (Johnny Erling aus Peking, 18.10.2016)