Christine Bauer-Jelinek, Wirtschaftscoach, bei "Im Zentrum".

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Sonntagabend gab es Bildungsfernsehen. Bei Im Zentrum wurde der US-Wahlkampf erörtert, und die verbiesterten Frauen und Männer unter uns lernten, dass sie offenbar keine "lässigen" Freunde haben. Christine Bauer-Jelinek trifft da als Wirtschaftscoach lässigere Leute. Die gestanden ihr nämlich, in privaten "Latrinengesprächen" auch mal "lässig" zu reden wie Donald Trump in jenem Bus.

Moment. Wir erinnern uns: Trump sagte, er küsse Frauen ungefragt und greife ihnen ebenso ungefragt zwischen die Beine. Ein "Benehmen", das man in Europa nicht überall und immer "lässig" findet. Zu Silvester etwa. Oder in Köln. Doch halt, Trump ist ja ein reicher weißer Mann! Wer trotzdem keine Männer kennt, die so reden, auch keine Frauen, die in "Latrinen" (oder auch auf modernen Toiletten) zugeben, ihnen unterstellten Praktikanten auf den Sack zu greifen, der muss sich wohl eingestehen, einen total verkrampften Bekanntenkreis zu haben. Man hoffte da vergeblich auf Moderatorin Ingrid Thurnher. Sie hätte nachfragen können, ob die Empörung, die Bauer-Jelinek als "schärfste Waffe" gegen Männer bezeichnete, nicht eher Trumps Prahlerei über sexuelle Übergriffe gelte als "nur" seiner vulgären Sprache.

Doch da geißelte Wahlkampfstratege Frank Stauss schon Hillary Clinton, die aus "persönlichem Ehrgeiz" Präsidentin werden wolle, was "sträflich" sei. Überhaupt sei Trump nur ihretwegen so weit gekommen. Wow! Kaum war die Kinnlade wieder oben, setzte Thurnher noch einen drauf: Clinton wolle das Amt nur "zur Selbstbefriedigung". Nur gut, dass an dem Abend wenigstens sonst alle schön sprachen. Niemand verwendete das böse F-Wort. Welches? Feminismus? Fuck, yes! (Colette M. Schmidt, 17.10.2016)