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Arseni Pawlow alias "Motorola" könnte von den eigenen Leuten getötet worden sein.

Foto: Reuters/Ermochov

Kiew/Moskau – Der Separatistenführer Arseni Pawlow, besser bekannt unter seinem Nom de Guerre "Motorola", ist bei einem Sprengstoffanschlag in Donezk ums Leben gekommen. Er befand sich im Aufzug seines Wohnhauses, als die Bombe hochging.

"Im Fahrstuhlbereich wurde ein selbstgebauter Sprengsatz gelegt, es gab mehrere Verletzte und einen Toten", bestätigte später Rebellenunterhändler Denis Puschilin den Tod Motorolas. Pawlow war als Kommandant des Bataillons "Sparta" einer der gefürchtetsten Milizenführer im Donbass und ein klarer Befürworter einer militärischen Lösung des Konflikts. Der 33-jährige Russe war zu Beginn der Auseinandersetzungen in die Ukraine gereist und hatte an mehreren für die Separatisten erfolgreichen Gefechten, darunter in Ilowaisk und um den Donezker Flughafen, teilgenommen. Amnesty International beschuldigt ihn der Folter und der Ermordung von Gefangenen.

Kiew beschuldigt

Laut dem "Präsidenten" der selbsternannten "Donezker Volksrepublik" (DVR) Alexander Sachartschenko seien die Auftraggeber bereits bekannt, Kiew stecke hinter dem Anschlag. "So, wie ich das verstehe, hat Petro Poroschenko den Waffenstillstand gebrochen und uns den Krieg erklärt." Das die Ermittlungen leitende DVR-Verteidigungsministerium machte ebenfalls einen ukrainischen Sabotagetrupp für den Anschlag verantwortlich. In den Rebellengebieten wurde eine großangelegte Razzia gestartet, um die Attentäter zu fassen. Kiew hat die Verantwortung für die Tat zurückgewiesen.

Sorjan Schkirjak, Berater des ukrainischen Innenministeriums, beschuldigte stattdessen den russischen Geheimdienst FSB: "Professionell wurde noch ein vom Kreml geschaffenes Produkt Neurusslands "bereinigt". Der logischen Entwicklung folgend, seien "Giwi und Chodakowski die Nächsten, die auf dem Zettel des FSB zur Liquidation anstehen", schrieb Schkirjak. Giwi – eigentlich Michail Tolstych – und Alexander Chodakowski sind ebenfalls Warlords aufseiten der Rebellen. Eine ähnliche Version offerierte BBC-Journalistin Schahida Tulaganowa, die Motorola mehrfach interviewt hatte. Ihren Angaben nach wurde der Milizenführer von den eigenen Leuten getötet. "Die Unzufriedenheit wuchs bei Sparta", sagte sie.

In den vergangenen Monaten wurden bereits mehrere bekannte Feldkommandanten der Rebellen bei Anschlägen getötet: Alexej Mosgowoi, Pawel Drjomow, oder Alexander Buschujew. In allen Fällen folgten gegenseitige Anschuldigungen.

Vergeltung angekündigt

Der neueste Mord dürfte eine weitere Verschärfung der Spannungen in der Krisenregion zur Folge haben.

Sachartschenko sprach nicht nur von einer Kriegserklärung Kiews, sondern kündigte auch Vergeltung gegenüber ukrainischen Soldaten und Offizieren an. Eine offene Wiederaufnahme der Kämpfe ist derzeit unwahrscheinlich. Dazu fehlen beiden Seiten Ressourcen und der politische Rückhalt. Offiziell gilt immer noch das Minsker Abkommen als Richtlinie. Eine Zunahme von Sabotageakten und Anschlägen auf beiden Seiten der Front ist allerdings wahrscheinlich. Damit dürfte auch der Blutzoll, den die Ostukraine in dem seit über zwei Jahren andauernden Konflikt zahlt, weiter steigen. Laut UN sind bisher rund 10.000 Menschen in dem Krieg ums Leben gekommen. (red, 17.10.2016)