Wien – Wer in jungen Jahren einen Kindergarten besucht, hat im Erwachsenenalter mehr Chancen auf einen akademischen Abschluss und damit auch auf ein höheres Einkommen. Frauen und benachteiligte Gruppe profitieren besonders stark vom Kindergartenbesuch, zeigt eine Studie von Alyssa Schneebaum vom Institut für Makroökonomie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien.

Für Europa seien die in der Fachliteratur angenommenen positiven Effekte des Kindergartenbesuchs bisher kaum belegt, heißt es in der Untersuchung "The Returns to Preschool Attendance". Schneebaum liefert nun mit ihrem Kollegen Pirmin Fessler die laut eigenen Angaben erste Untersuchung dazu für Österreich. Basis sind die Österreich-Daten der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen in der EU (EU-SILC) aus 2011. Dafür wurden Personen zwischen 25 und 59 Jahren befragt.

"Wertvolle Benefits"

Laut der Autorin können damit erstmals umfassende Aussagen zur gesamten Bevölkerung Österreichs gemacht werden. Für die Studie wurden bei verschiedenen Gruppen (Frauen/Männer, Personen ohne/mit Migrationshintergrund, Personen mit Eltern mit niedrigem/hohem Bildungsabschluss) die Auswirkungen des Kindergartenbesuchs auf Bildungslaufbahn, Berufstätigkeit und Einkommen untersucht.

Indem jeweils Personen mit ähnlichem Hintergrund verglichen wurden, konnte laut Schneebaum der Kindergarten als wichtiger Faktor identifiziert werden. "In unserer Studie wird deutlich, dass der Kindergarten ähnlich wertvolle Benefits wie zusätzliche Schuljahre bringt", wird sie in einer Aussendung der WU zitiert.

Die Ergebnisse im Detail: Österreicher, die den Kindergarten besucht haben, bleiben später durchschnittlich 0,4 Jahre länger im Bildungssystem und haben eine um 4,9 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, einen höheren Bildungsabschluss zu machen. Sie arbeiten außerdem öfter Vollzeit (plus 5,3 Prozentpunkte) und haben höhere Einkommen (plus 7,3 Prozent). Hat das Kind den Kindergarten besucht, steigt außerdem die Wahrscheinlichkeit um 10,8 Prozentpunkte, dass dessen Mutter später (wenn das Kind 14 Jahre alt ist) bezahlter Arbeit nachgeht.

Den stärksten einkommenssteigernden Einfluss hat der Kindergartenbesuch bei Vollzeitberufstätigen mit mittlerem Einkommen, vor allem bei Frauen führt er zu mehr Schuljahren und einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen Vollzeitposten. Auch benachteiligte Gruppen wie Migranten der zweiten Generation und Personen mit gering gebildeten Eltern profitieren stärker. (APA, 13.10.2016)