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Als Siri 2011 erstmals vorgestellt wurde, war Apple ganz vorne mit dabei. Mittlerweile wurde man längst von der Konkurrenz überholt.

Foto: Paul Sakuma / AP

Auf "Mobile First" folgt "AI first": Davon zeigt sich Google-Chef Sundar Pichai überzeugt und richtet gerade sein gesamtes Unternehmen entsprechend neu aus. Doch auch andere Hersteller wie Amazon, Facebook oder Microsoft sehen die Zukunft in digitalen Assistenten. Ob Cortana oder Alexa, entsprechende Services sollen den Usern künftig überall zur Seite stehen. Von der Vision des Star-Trek-Computers, der weitgehend unsichtbar agiert, ist man zwar noch ein paar Jahre entfernt, auf die generelle Richtung scheinen sich aber alle geeinigt zu haben.

Wo ist Apple?

Bei all diesen Diskussionen fällt auf, dass ein Name üblicherweise nur am Rande erwähnt wird: Apple. Dies obwohl das Unternehmen früher als irgendein anderer großer Hersteller auf einen digitalen Assistenten gesetzt hat: Bereits 2011 wurde Siri erstmals mit dem iPhone 4s ausgeliefert, und sorgte damals für zahlreiche positive Reaktionen. Doch die anfängliche Begeisterung ist längst verflogen, wie der angesehene Tech-Journalist Walt Mossberg in einem aktuellen Beitrag für Recode attestiert. Und dabei wirft er auch die Frage auf: "Warum ist Apples Siri bloß so dumm"?

Während Google gerade seinen ambitionierten Assistant vorgestellt hat, sei Siris reale Funktionalität weiter auf wenige Dinge beschränkt. Kaum jemand benutze den Service für mehr als das Setzen von Timern oder dem Wecker. Eventuell noch für den einen oder anderen Reminder oder die Suche nach einem Restaurant – alles Dinge, die man auch auf anderem Weg flink erledigen könne. Seit kurzem könne man zwar auch einzelne Geräte des smarten Zuhauses via Siri steuern, aber derzeit sei dies ebenfalls noch stark beschränkt. Vor allem aber sei auch hier die Konkurrenz flotter gewesen, im Normalfall sei es jedenfalls sinnvoller solche Aufgaben über einen Amazon Echo zu erledigen.

Informationsschwächen

Wie tief Apples Problem sitzt, zeige sich aber schon bei der Kernfunktionalität – dem Aufspüren von Informationen, hier sei Siri einfach ziemlich schlecht im Vergleich zu Google. Während die Google-Sprachsuche längst direkte Antworten auf Fragen wie "Wann laufen die Emmys" oder "Wann ist die nächste Debatte zur US-Präsidentenwahl" liefere, versage die Apple-Software hier kläglich.

Auch bei Fragen nach eigenen Fotos, die er vor einigen Jahren in York aufgenommen habe, liefere Siri keine brauchbaren Ergebnisse, so Mossberg. Selbst das Navigieren zum eigenen Arbeitsplatz, ließ sich im Test des ehemaligen Wall-Street-Journal-Schreibers nicht initiieren, da Siri nicht wusste, welcher Ort damit gemeint ist, obwohl dieser in den eigenen Account-Informationen abgespeichert ist. Ähnliche Probleme zeigten sich auch beim Abrufen von iMessages mit einzelnen Personen oder auch nur der Anzeige anstehender Termine.

Wer ist Tim Cook

Besonders peinlich: Selbst die Frage "Wer ist Tim Cook" wird von Google Now besser beantwortet als von Siri. Während Apple hier nur einen kurzen Kontakt einblendet, liefert Google seine Biografie – und die Kontaktinformationen noch dazu.

Der aktuelle Zustand von Siri zeige jedenfalls Eines: Den einstigen Vorsprung habe Apple sträflich verspielt. Nun müsse das Unternehmen signifikante Ressourcen in die Weiterentwicklung investieren, um in der Zukunft der Künstlichen Intelligenz mitspielen zu können. (red, 13.101.2016)