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Donald Trump und die Frauen – ein schwieriges Verhältnis.

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Trumps Rückstand bei Frauen ist deutlich größer, als er bei republikanischen Präsidentschaftskandidaten vor ihm war.

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Washington – First Lady Michelle Obama hat am Donnerstag den republikanischen Kandidaten Donald Trump hart angegriffen. Der Grund: Gegen den US-Präsidentschaftskandidaten sind neue Vorwürfe laut geworden. Zwei Frauen beschuldigen ihn, gegen sie sexuell übergriffig geworden zu sein.

"Das ist nicht, wie sich anständige Menschen benehmen, und das ist bestimmt nicht, wie sich jemand benimmt, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will", sagte Michelle Obama bei einem Wahlkampfauftritt in New Hampshire. Sie sei "bis ins Innerste erschüttert". Trumps Verhalten gehöre zu klassischen Verhaltensmustern, die Frauen seit jeher herabsetzen. "Es reicht", sagte Obama weiters.

Die Rede von Michelle Obama in New Hampshire. Sie griff Donald Trump scharf an.
Hillary Clinton

In einem am Mittwochabend veröffentlichten Interview mit der "New York Times" beschuldigt die 74-jährige Jessica Leeds den Immobilienmogul, sie vor mehr als 35 Jahren während eines Fluges betatscht zu haben, als sie zufällig neben ihm gesessen sei. Trump habe ihr an die Brüste gefasst und auch versucht, ihr unter den Rock zu greifen. Sie sei daraufhin aufgestanden und zu einem anderen Platz geflüchtet. Trump sei "wie ein Krake" gewesen, sagte Leeds. "Seine Hände waren überall."

Die zweite Frau, Rachel Crooks, wurde nach eigener Schilderung als damals 22-Jährige im Jahr 2005 im New Yorker Trump Tower von Trump belästigt. Sie sei ihm zufällig vor einem Aufzug begegnet, nach der gegenseitigen Vorstellung habe er angefangen, sie zu küssen, zunächst auf die Wangen und dann "direkt auf den Mund".

Trump in Bedrängnis

Trump war vor einigen Tagen durch ein heimlich aufgezeichnetes Video aus dem Jahr 2005 in Bedrängnis geraten, in dem er sich mit Übergriffen auf Frauen brüstet. In seinem anschließenden Fernsehduell mit der Demokratin Hillary Clinton bestritt er auf Nachfragen des Moderators jedoch, diese Übergriffe tatsächlich begangen zu haben.

Trumps Wahlkampfteam erklärte, der gesamte Zeitungsartikel sei "Fiktion". Trump selbst sagte der "New York Times": "Nichts von dem ist jemals passiert." Laut der Zeitung war der Präsidentschaftskandidat während des Gesprächs sehr aufgebracht und beschimpfte die mit ihm telefonierende Journalistin als "widerwärtigen Menschen". Trump will nun auch Beweise vorlegen, dass die Behauptungen der Frauen nicht wahr sind. Die "New York Times" steht zu ihrer Recherche und wird den Artikel nicht, wie von Trump gefordert, zurückziehen. Am Donnerstag hat auch die "Washington Post" eine Wahlempfehlung für die Kandidatin der Demokraten Hillary Clinton ausgesprochen.

Eine Sprecherin der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton bezeichnete die neuen Enthüllungen als Beleg dafür, dass Trumps Prahlereien "mehr als nur Worte" seien.

Trumps Frauenproblem

Der US-Datenanalyst Nate Silver hat derweil auf seiner Seite fivethirtyeight.com eine Prognose veröffentlicht, wie die Wahl ausgehen würde, wenn nur Frauen oder nur Männer abstimmen dürften. Demnach würden allein durch Frauen auf Clinton 458 Wahlmänner-Stimmen entfallen, auf Trump 80. Stimmten hingegen nur Männer ab, käme Trump auf 350, Clinton auf 188 Wahlmänner-Stimmen. Traditionell ist der Kandidat der Demokraten in den USA bei Frauen beliebter, Trump ist allerdings weit unbeliebter als etwa der republikanische Kandidat Mitt Romney bei der Wahl 2012.

Unter seinen Fans macht deshalb seither im Netz der Hashtag #repealthe19th die Runde: Sie fordern, Frauen das Wahlrecht zu entziehen, damit Trump gewinnen kann. Amerikanerinnen haben im Jahr 1920 mit dem Inkrafttreten des 19. Zusatzartikels zur Verfassung das vollständige Wahlrecht auf allen Ebenen erhalten.

Trumps sexistische Aussagen bestimmen nicht nur den US-Wahlkampf. In einem Interview auf CNN sprach die Journalistin Christiane Amanpour den russischen Außenminister Sergej Lawrow auf das Video an, in dem Trump sagt, er könne als Berühmtheit "alles machen" mit Frauen, er könne ihnen auch einfach "an die Muschi ('pussy') greifen".

Lawrow darauf: "Es gibt in eurem Präsidentschaftswahlkampf auf beiden Seiten so viele Pussys, dass ich das lieber nicht kommentieren würde." (APA, red, 14.10.2016)