42 Prozent der Befragten gaben an, sie würden eine Geldanlage in Wertpapieren eher in Erwägung ziehen, wenn sie mehr Wissen und Erfahrung damit hätten.

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Wien – Die Symbolfigur für Österreichs Sparkultur bekommt ein neues Betätigungsfeld. Der Sparefroh, erschaffen vor 60 Jahren von der Salzburger Sparkasse, soll seinen Fokus künftig darauf legen, Kindern die Welt des Geldes zu erklären. Im Umgang mit Erwachsenen werden seine Dienste aufgrund der anhaltenden Zinsflaute eigentlich nicht mehr benötigt. Diese sollten nämlich weniger sparen und stattdessen mehr veranlagen, wenn es nach Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, geht.

Gemäß der "Sparstudie 2016" seines Hauses ist das Sparbuch in Österreich noch immer das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Instrument, das mehr als drei Viertel der Österreicher nutzen, gleichzeitig aber auch jene Sparform, die nach Abzug von Inflation, die heuer laut Oesterreichischer Nationalbank 0,9 Prozent betragen und 2017 auf 1,5 ansteigen soll, und Kapitalertragsteuer regelmäßige Kaufkraftverluste beschert, betont Schaufler. Die Folge: Dadurch, dass die Sparzinsen die Geldentwertung nicht annähernd auffangen könnten, gingen den Österreichern jedes Jahr rund 2,5 Milliarden Euro an Kaufkraft flöten, sagt Schaufler unter Bezugnahme auf aktuelle Berechnungen der Wiener Zeitung. Seit 2010 habe sich dieser Betrag auf 17 bis 18 Milliarden Euro summiert.

Monatlich 216 Euro für hohe Kante

"Sparen darf in den Köpfen nicht mehr mit Sparbuch gleichgesetzt werden", folgert der Bankvorstand. Dieses sei nur noch als "Notgroschen" in Höhe von bis zu 6000 Euro für unerwartete Ausgaben geeignet. Für darüber hinausgehende Mittel, österreichweit handelt es sich um rund 190 Milliarden Euro, empfiehlt Schaufler eine breit gestreute Veranlagung in Wertpapiere verschiedener Anlageklassen. Damit seien je nach Risikoneigung zwei bis drei Prozent jährlich zu erzielen – genug, um zumindest der Inflation ein Schnippchen zu schlagen.

Mehr als drei Viertel der Österreicher bezeichnen sich laut Studie als sicherheitsbetonte Sparer – ein Anteil, den es mittels Aufklärung und Beratung sukzessive zu senken gelte, denn: "Ohne Risiko kann man keinen Ertrag erzielen", hebt Schaufler hervor. "Das ist eine Konsequenz der Notenbankpolitik." Hoffnungen auf eine Kursänderung macht er nicht, die Zinsflaute werde noch länger anhalten. Optimistischen Analysten zufolge zumindest bis 2018, die Mehrzahl geht laut Schaufler von einer längeren Zeitdauer aus. Also auch künftig ein schwieriges Umfeld für jene 216 Euro, die sich jeder Österreicher im Schnitt monatlich auf die hohe Kante legt – übrigens deutlich mehr als vor zehn Jahren mit bloß 132 Euro.

Finanzwissen in Kinderschuhen

Aus traditionellen Risikomuffeln ertragsbetonte Anleger zu machen, hält Schaufler für eine große Herausforderung, zumal das Finanzwissen in Österreich noch in den Kinderschuhen steckt. Gemäß der Studie können 80 Prozent mit dem Begriff Volatiliät, dem Maß für die Schwankungsfreudigkeit von Anlagen, nichts anfangen und für fast die Hälfte ist der ATX, Leitindex der Wiener Börse, bloß ein nichtssagendes Buchstabenungetüm. "Wenn sich das nicht ändert, werden wir die Leute nicht in Veranlagungen bekommen, weil sie sich nicht auskennen."

Der Bankberater ist für 76 Prozent die wichtigste Informationsquelle bei der Veranlagung, Internet oder Printmedien sind weit abgeschlagen. 59 Prozent haben zumindest einmal in der Bank ein Beratungsgespräch über Geldanlage geführt, was aber zunehmend schwieriger wird, schließlich baut die Branche sukzessive Mitarbeiter und Filialen ab – nicht zuletzt da sie selbst kaum mehr etwas im Zinsgeschäft verdienen kann.

Nun soll jedenfalls der in die Jahre gekommene Sparefroh bei den Jüngsten in die Bresche springen und auf lange Sicht zumindest Österreichs Kinder mittels eigener Homepage und einem Youtube-Channel in Geldfragen zukunftsfit machen. (Alexander Hahn, 13.10.2016)