Belgrad – Ein erstes rechtskräftiges Urteil über einen Frankenkredit, das in Serbien nun verkündet wurde, dürfte für rund 22.000 Besitzer solcher Kredite einen wichtigen Präzedenzfall darstellen. Per Gerichtsbeschluss wurde der Kreditvertrag aufgelöst. Der Einspruch der betroffenen Bank, deren Namen nicht veröffentlicht wurde, wurde vom Berufungsgericht abgelehnt, meldete der staatliche TV-Sender RTS.

Dem Sender zufolge handelte es sich um einen vor acht Jahren gewährten Wohnungskredit im Wert von sieben Millionen Dinar (56.800 Euro). Der Kunde hatte bis zur Urteilsverkündung 6,5 Millionen Dinar zurückbezahlt, blieb aber wegen der Franken-Aufwertung bei der Bank mit 13 Millionen Dinar (105.500 Euro) in Schulden.

Fünfmal niedrigere Summe

Per Gerichtsbeschluss wird der Kunde nun seinen Kredit zu einer fünfmal niedrigeren Summe, als bisher vorgesehen, tilgen können, meldete der TV-Sender. Die Geschäftsbank und der Kunde wurden per Urteil verpflichtet, die soweit in Empfang genommenen Finanzmittel wechselseitig zurückzuzahlen. Nach der Zinsenberechnung – der Sender meldete nicht, ob sich diese nach dem Dinar oder vielleicht Euro richten würde – soll der Kredit zurückbezahlt werden.

Aus dem Verband der Franken-Kredit-Besitzer hieß es unterdessen, dass bereits weitere gemeinsame Klagen von jeweils zehn Kreditbesitzern vorbereitet würden. Weder die Notenbank noch die Geschäftsbanken haben das Urteil zuerst kommentiert.

Die Notenbank Serbiens hatte Anfang des Vorjahres einen Lösungsvorschlag für die Franken-Kredite gemacht, den kaum ein Kreditbesitzer nutzen wollte. Es ging um Senkung der jährlichen Zinsraten bzw. der monatlichen Kreditraten samt Verlängerung der Zahlungsfristen.

Nach offiziellen Angaben beläuft sich das Volumen der Franken-Kredite in Serbien auf 1,1 Milliarden Schweizer Franken (derzeit 1,01 Milliarden Euro). Betroffen sind 22.000 Kreditnehmer. Es handelt sich überwiegend um Wohnungskredite. (APA, 12.10.2016)