Der Eingang zum Hotel an der Rue Tronchet, in dem Kardashian überfallen wurde.

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Paris/Los Angeles – Gut eine Woche nach dem Überfall auf das TV-Sternchen Kim Kardashian in Paris hat die französische Justiz ein formelles Ermittlungsverfahren eröffnet. Ermittelt werde wegen bandenmäßigen bewaffneten Raubüberfalls, krimineller Vereinigung und Freiheitsberaubung, hieß es am Mittwoch aus Justizkreisen. Das Verfahren sei bereits am Vortag eröffnet worden.

Kardashian selbst zog indes auch in ihrer Heimat USA vor Gericht. Weil es den Überfall in einem Bericht für erfunden hielt, klagte die 35-Jährige am Dienstag das Onlineportal mediatakeout.com wegen Verleumdung und übler Nachrede. Das geht aus bei einem New Yorker Gericht eingereichten Unterlagen hervor.

Das Portal hatte berichtet, die Frau des Rappers Kanye West habe den Überfall und den Raub von Schmuck im Wert von rund neun Millionen Euro in Wahrheit nur inszeniert und belüge ihre Versicherung. Kardashian will nun in einem Prozess nachweisen, dass sie verleumdet wird, und verlangt Entschädigung.

Kardashian war in der Nacht zum 3. Oktober in einer Pariser Luxusresidenz mit einer Waffe bedroht und gefesselt worden. Die fünf als Polizisten verkleideten Täter erbeuteten nach Angaben aus französischen Justizkreisen einen vier Millionen Euro teuren Ring und eine Schatulle mit Schmuck im Wert von mindestens fünf Millionen Euro.

"Helmut, hörst du das?"

Das österreichische Bundeskriminalamt (BK) meldete sich unter explizitem Verweis auf den Kardashian-Überfall mit Tipps im Zusammenhang mit Home Invasions zu Wort. Durch zu viel "Offenherzigkeit" in sozialen Netzwerken sei "der Erfolg der Kriminellen gewiss" gewesen, warnte das BK das Mittwoch.

Kim Kardashian habe der Öffentlichkeit "bewusst oder unbewusst wiederholt Aufnahmen von äußerst wertvollen Schmuckstücken und anderen Luxusgütern präsentiert". Zudem habe sie via soziale Medien ihren Standort angegeben und angekündigt, wann sie zu welchen Anlässen wo sein werde. Die Kriminellen hätten durch gezielte Recherche also genau gewusst, wo sich das TV-Sternchen aufhält und was es zu holen gibt.

"Selbstverständlich sind nicht bei jedermann millionenschwere Brillantringe im Safe untergebracht. Aber schon ein hochpreisiges Fahrrad, eine teure Uhr oder Handtasche können die Aufmerksamkeit von Kriminellen auf Sie ziehen, speziell wenn die Täter auch noch wissen, wo sich die Gegenstände befinden und wann das Opfer nicht zugegen ist", warnte das BK. Daher sollen weder Aufenthaltsort, noch Bilder von Wertsachen gepostet werden.

Opfer sollen bei einer Konfrontation mit Tätern den Eindruck erwecken, nicht alleine zu sein. "Rufen Sie zum Beispiel 'Helmut! Hörst du das?'", so der Ratschlag des BK. Den Tätern solle die Flucht ermöglicht werden, zudem solle man die Polizei verständigen und dabei möglichst viele Details nennen und Haus oder Wohnung verlassen. Prinzipiell solle wenig Bargeld zu Hause aufbewahrt werden. Schmuck- und Kunstgegenstände sollten zur leichteren Identifizierung fotografiert werden, Bankschließfächer verwendet sowie Sparbuch und Losungswort getrennt aufbewahrt werden. (APA, dpa, 12.10.2016)