Tony Blair sei zwar "sehr motiviert", die Frage, was er genau beitragen könne, blieb aber vorerst offen.

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London – Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair (1997 bis 2007) erwägt ein politisches Comeback. Er wolle die Mitte gegenüber den Konservativen und den "Linksextremisten" stärken, sagte Blair in einem am Freitag veröffentlichten Interview der November-Ausgabe des Magazins "Esquire". Er wisse aber nicht, ob es eine "Rolle" für ihn gebe, fügte der 63-jährige Labour-Politiker hinzu.

Er fühle sich "stark betroffen" und sei "sehr motiviert", aber die Frage, was er genau beitragen könne, bleibe "offen", fügte Blair hinzu. Blair, der sein Land 2003 in den Irak-Krieg führte und in Beliebtheitsumfragen schlecht abschneidet, sprach von einer "gewaltigen Reaktion" gegen die von ihm vertretene Politik. Seiner Meinung nach sei es für die Aussage, das Zentrum sei besiegt worden, aber "zu früh".

Die Mitte werde sich wieder durchsetzen, das sei die "Herausforderung", und "wir müssen sie annehmen". Es sei für die britische Politik eine "Tragödie", wenn die Wahl bestehe "zwischen einer konservativen Regierung auf dem Weg zu einem harten Brexit und einer linksextremistischen Labour-Partei mit einem Programm aus den 60er-Jahren".

Corbyn bestätigt

Die Labour Party hat unter ihrem derzeitigen Vorsitzenden Jeremy Corbyn einen wesentlich linkeren Kurs eingeschlagen als zu der Zeit, als Blair Parteichef von "New Labour" war. Obwohl das Blair-Lager Corbyn mit harten Bandagen bekämpfte, bestätigte ihn die Parteibasis Ende September im Amt.

Blair und die Parteielite befürchten, dass Labour mit Corbyn an der Spitze bei der nächsten Parlamentswahl 2020 auf eine sichere Niederlage zusteuert. Viele Labour-Abgeordnete werfen Corbyn vor, sich vor dem EU-Referendum nicht entschieden genug für den Verbleib in der Europäischen Union eingesetzt und damit indirekt zum Brexit-Votum beigetragen zu haben.

Blair hat seit seinem Abschied von Downing Street Number 10 mit Beratertätigkeiten unter anderem für die US-Investitionsbank JPMorgan Chase ein kleines Vermögen angehäuft. Im vergangenen September kündigte er an, dass er seine Beratergesellschaft Tony Blair Associates (TBA) schließe. Sie hatte unter anderem ölreiche Staaten wie Kasachstan und dessen autoritär regierenden Präsidenten Nursultan Nasarbajew beraten. (APA, 7.10.2016)