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Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Eigentlich hätte es schon vor zwei Wochen geschehen sollen, aber manchmal brauchen die Dinge halt etwas länger. Gestern, Donnerstag, gaben die Vorstandschefs der Raiffeisen Zentralbank (RZB) und der Raiffeisen Bank International (RBI), Walter Rothensteiner und Karl Sevelda, dann aber ihre Pressekonferenz zum Thema "Grundsatzbeschluss" zur Fusion. Abends zuvor hatten die beiden die Beschlüsse der Gremien auf dem Tisch, am 23. und 24. Jänner sollen dann die Aktionäre in außerordentlichen Hauptversammlungen ihr Placet zu dem Vorhaben geben. Nötig sind dafür 75 Prozent der Stimmen – der RBI-Streubesitz (bisher 39,2 Prozent) könnte den Deal verhindern. "Das ist aber nicht wahrscheinlich", beurteilte das Rothensteiner.

Knackpunkt Bewertung

Härteste Nuss, die die Banker bei den monatelangen Prüfungen und Gesprächen mit den Landesbanken zu knacken hatten, war die Bewertung der beiden Banken. Den Landesbanken (RLBs) gehört die RZB derzeit, sie soll mitsamt Beteiligungen mit ihrer rund zehn Mal größeren Osteuropa-Tochter verschmolzen werden. Nun hat man sich auf "vorläufige Bandgrößen" geeinigt – demnach würde der Streubesitz bei einer Beteiligung zwischen 34,6 und 35,7 Prozent landen (siehe Grafik).

"Wir haben es uns nicht leicht gemacht bei der Bewertung", erzählte Sevelda – konkret haben es aber die Chefs der RLBs den Verhandlern nicht leicht gemacht. Sollten nämlich die Bewertungen für die RZB zu tief ausfallen, müssten sie ihre Ansätze in den Büchern nach unten korrigieren.

Das endgültige Tauschverhältnis RZB- gegen RBI-Aktie hängt zudem auch noch an der Frage, zu welchem Preis die RBI ihre polnische Tochter Polbank losschlagen kann. Unter die Lupe genommen wird die "Angemessenheit der Bewertung" letztlich noch im Rahmen der gerichtlich durchgeführten Verschmelzungsprüfung. Details kann man dann zu Weihnachten auspacken: Am 23. Dezember, so der Zeitplan, sollen die Verschmelzungsdokumente publiziert werden.

Auf Chefsuche

Eine der brennendsten Fragen konnten bzw. wollten die beiden Banker allerdings nicht beantworten. Offen sei nach wie vor, wer die neue Bank führen wird, meinten sie – auf Spekulationen ließen sie sich nicht ein. Wie berichtet gilt der Chef der RLB Oberösterreich, Heinrich Schaller, als einer der Favoriten. Allerdings gab es zuletzt (wieder) Stimmen, wonach RBI-Risikovorstand Johann Strobl auch gute Karten hätte.

Sicher ist in dem Zusammenhang nur, dass Sevelda nicht mehr weitermachen wird. Er war im Mai 2013 Herbert Stepic gefolgt und machte bei dem Pressegespräch aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Ich werde Ende Jänner 67 und habe das durchschnittliche Pensionsalter in Österreich damit schon massiv nach oben getrieben." Auch RZB-Chef Rothensteiner (er ist auch Aufsichtsratschef der RBI) gab sich unkonkret. "Irgendwo werden wir sicher weiter tun", meinte er nur.

Name ist offen

Übrigens soll auch der Name des neuen Instituts noch nicht feststehen, "das neue Führungsteam soll bei der Taufe mitreden können", meinten die Banker.

Zwei Hauptziele verfolgt der genossenschaftlich organisierte Sektor mit der Fusion namens R2 (R3 hätte die Hereinholung der RLB Niederösterreich, Wien beinhaltet, war aber nicht durchzubringen): Erhöhung der Eigenkapitalquote und "mehr Transparenz" (Sevelda) durch einfachere Strukturen. Zur Erinnerung: Beim jüngsten Bankenstresstest ist die RZB unter den Schlusslichtern gelandet. Das harte Kernkapital der RBI soll nach der Fusion bei 11,3 Prozent liegen, jenes der RZB lag zuletzt bei 10,6 Prozent. Ziel seien zwölf Prozent bis Ende 2017, erklärte Sevelda, die neue Struktur ermögliche auch den "theoretischen Zugang zum Kapitalmarkt". Eine Kapitalerhöhung sei derzeit aber nicht geplant, fügte er rasch dazu. Sie würde die Anteile der Landesbanken verwässern, so sie nicht mitziehen können oder mitziehen wollen. (gra, 7.10.2016)