Der Bootsmannfisch gehört bezeichnenderweise zur Familie der Froschfische.

Foto: Margaret Marchaterre, Cornell University

Ithaca – Der Bootsmannfisch (Porichthys notatus) ist ein ziemlich ungewöhnliches Tier: Sein Kopf erinnert an den eines Froschs, allerdings sitzen an der Unterseite Leuchtorgane, mit denen er Beutetiere – Krebse und Fische – anlockt. Häufig hält er sich in Gezeitenzonen auf, und wenn er bei Ebbe strandet, gräbt er sich in Schlick oder Tang ein und stellt kurzerhand auf Luftatmung um, bis die Flut zurückkommt.

Keine Nachtruhe

Am ungewöhnlichsten ist aber, dass er – wie auch der nur weitläufig mit ihm verwandte Knurrhahn – die Redewendung "stumm wie ein Fisch" ad absurdum führt: Männliche Bootsmannfische "singen" nämlich, und nicht zu knapp. Sie erzeugen mit ihrer Schwimmblase ein erstaunlich lautes Brummen, das Weibchen anlocken soll. Zu hören sind diese Paarungsgesänge entlang der nordamerikanischen Pazifikküste, wo der etwa 38 Zentimeter lange bräunliche Fisch zuhause ist. Ein solches Brummen kann bis zu zwei Stunden dauern, und oft ergänzen sich benachbarte Männchen zu einem Chor.

So klingt das Brummen des Bootsmannfischs (Credit: Margaret Marchaterre und Andrew Bass, Cornell University).

Allerdings tun sie das nur nachts. Warum die Sänger tagsüber verstummen, berichten Forscher um Andrew Bass von der Cornell University in "Current Biology". Bass, den die Fischlaute übrigens weniger an ein Nebelhorn als an mongolischen Kehlgesang erinnern, musste zur Überprüfung Bootsmannfische erst mal dazu bringen, auch im Labor zu singen, wo sämtliche möglicherweise relevanten Faktoren kontrollierbar waren.

Das entscheidende Hormon

Nachdem dies gelungen war, zeigte sich einmal mehr die entscheidende Rolle des Hormons Melatonin. Dieses wird bei Dunkelheit verstärkt ausgeschüttet und kann vom Fisch somit als "Uhr" genutzt werden. Ließen die Forscher das Labor auch nachts hell erleuchtet, blieben die Fische still. Und dass der Gesang nicht von der direkten Wahrnehmung des Lichts, sondern tatsächlich im Umweg über das Hormon gesteuert wird, zeigte ein weiterer Versuch: Fische, denen Melatonin künstlich zugeführt wurde, sangen auch in einem hell erleuchteten Labor.

Damit wirkt bei Bootsmannfischen der gleiche Mechanismus wie bei Vögeln – nur eben umgekehrt. Den tagaktiven Vögeln signalisiert der mit dem Einsetzen der Dunkelheit steigende Melatoninpegel, dass es Zeit ist, mit dem Singen aufzuhören. (red, 9. 10. 2016)