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Der "Lorm Glove" erweitert die Kommunikationsmöglichkeiten von Menschen, die auf Tasten angewiesen sind.

Foto: Jens Meyer/AP/dapd

Wien – Ein mobiles Kommunikationsgerät für Taubblinde wurde am Donnerstag mit dem vom Sozialministerium vergebenen Wissenschaftspreis für Inklusion durch Naturwissenschaft und Technik (WINTEC) ausgezeichnet. Der "Lorm Glove" kann das Lorm-Alphabet, das mit Tastbewegungen auf die Hand des Gesprächspartners geschrieben wird, in digitalen Text zu übersetzen und umgekehrt.

Mit dem WINTEC will das Sozialministerium Projekte auszeichnen, die zum Abbau von Barrieren und zur Stärkung des Inklusionsgedankens beitragen. Der Preis wurde heuer zum zweiten Mal vergeben, die Preisgelder deutlich erhöht. Tom Bieling vom Design Research Lab der Berliner Universität der Künste wurde von einer Jury für "Lorm Glove" mit dem ersten, mit 10.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet.

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Das von Bieling und seinem Team gemeinsam mit Betroffenen entwickelte Kommunikationsgerät in Form eines Handschuhs kann mit Hilfe eingebauter Sensoren einen in Lorm-Alphabet "geschriebenen", der Fachausdruck nennt sich gelormten, Text digitalisieren und etwa als SMS oder E-Mail verschicken, in Sprache ausgeben oder in sozialen Netzwerken posten. Umgekehrt kann ein Benutzer mit Hilfe kleiner, im Handschuh eingebauter Vibratoren empfangene Sprach- oder Textnachrichten haptisch wahrnehmen.

Dies ermöglicht taubblinden Personen, die aufgrund ihrer Einschränkungen oft sehr isoliert leben, mit anderen Menschen auch über Distanzen und auch wenn diese nicht das Lorm-Alphabet beherrschen zu kommunizieren. Zusätzlich dazu wurde die "Lorm Hand" als stationäres Gerät in Form einer Hand entwickelt. Auch mit dieser können Nachrichten auf sozialen Netzwerken gepostet werden. Über einen mit der Hand verbundenen Monitor, wo der gelormte Text in Echtzeit erscheint, haben Sehende die Möglichkeit, das Lorm-Alphabet auszuprobieren und zu erlernen.

Weitere Preise

Den zweiten Preis (5.000 Euro) erhielt ein Team um Christoph Veigl von der Fachhochschule Technikum Wien für die von ihnen entwickelten "Interaktionshilfen für Menschen mit schweren Bewegungseinschränkungen". Ein Beispiel dafür ist die "Flipmouse", ein Eingabesystem für Computer, das durch minimale Lippenbewegungen oder Restmobilität der Finger verwendet werden kann. Kombiniert wurde diese Eingabehilfe mit einer Augensteuerung. Dieses System wurde zudem für die Ansteuerung elektronischer Klangerzeuger adaptiert, sodass Personen mit stark reduzierter Bewegungsmöglichkeit Musik machen können.

Mit dem dritten Platz (3.000 Euro) wurde ein Team um Michael Pucher vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ausgezeichnet. Sie haben sich mit "Sprachsynthese von auditiven Lehrbüchern für blinde Schüler/innen" beschäftigt. (APA, 6. 10. 2016)