In dem Trubel rund um die Vorstellung neuer Pixel-Smartphones ist beinahe schon untergegangen, dass Google noch andere Hardware vorgestellt hat. Darunter auch die erste Brille für Googles neue Virtual Reality-Plattform Daydream. Im Rahmen eines Presseevents hatte DER STANDARD die Möglichkeit die Daydream View kurz auszuprobieren, woraus die folgenden Eindrücke resultieren.

Disclaimer

Zunächst aber wieder einmal ein wichtiger Hinweis vorab: Solch ein Hands-on ist wirklich nur als erster Eindruck zu verstehen, einen richtigen Test kann dies also nicht ersetzen. Dazu ist nicht nur allgemein die Testphase zu kurz, im konkreten Fall konnten auch nur wenige, von Google vorbestimmte, Apps ausprobiert werden.

Daydream View trägt sich dank der verwendeten Materialien sehr angenehm.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Ersteindruck

Einmal in die Hand genommen, kommt beim Daydream View schnell Freude auf, in Hardwarefragen hat Google nämlich hervorragende Arbeit geleistet. DIe Hülle ist aus Stoff gefertigt, wodurch sie nicht nur ein wirklich gutes Tragegefühl bietet, sondern auch extrem leicht ist. Entsprechend kommt sie auch nur auf ein Gewicht von 220 Gramm, was vor allem für die länger Nutzung ein echter Pluspunkt ist.

Gleichzeitig führt diese Materialwahl dazu, dass die Daydream View einen sehr "hippen" Look hat, der noch durch Design-Highlights wie den Verschluss mit Gummiriemen verstärkt wird. Freilich sind solche optischen Erwägungen auch zu einem bedeutenden Teil Geschmackssache. Erfreulich ist jedenfalls, dass sich das VR-Headset auch mit einer Brille nutzen lässt.

Hülle plus Smartphone

An dieser Stelle müssen einige Bemerkungen zum grundlegenden Aufbau folgen. Ähnlich wie das Cardboard oder auch die Gear VR ist Daydream View "nur" eine Hülle mit fix verbauten Linsen. Die eigentliche VR-Darstellung übernimmt also ein Smartphone, das in dieses Gehäuse gesteckt wird. Derzeit unterstützen nur Pixel und Pixel XL Daydream View, in den nächsten Monaten sollen aber mehr Geräte "Daydream Ready" werden.

Die Innenseite der Daydream View.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

All zu große Hoffnungen darauf, dass sich auch Vorjahresmodelle in dieser Liste finden werden, sollte man sich aber nicht machen. Die Daydream-Spezfikation legt nämlich recht hohe Anforderungen an Sensorenqualität und Performance um eine durchgängig hohe Framerate und eine schnelle Reaktionszeit garantieren zu können.

Controller

Zur Steuerung des Geschehens dient ein kleiner Controller, der via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist. Dieser fungiert als eine Art Laserpointer, um in der virtuellen Welt objekt anwählen zu können oder auch Objekte mithilfe der verbauten Lagensensoren direkt zu bewegen. Wer es gerne etwas fantasievoller hat, kann darin auch gerne einen Zauberstab für das VR-Universum sehen.

Auf dem Controller finden sich zwei Knöpfe, einer zur Auswahl und einer, um zum Homescreen zurückzukehren. Im Test erweist sich das als eine Art der Steuerung, die sich recht intuitiv benutzen lässt. Negativ fiel im Testverlauf auf, dass der Pointer gerne mal die exakte Position verliert und durch einen langen Druck auf den Homebutton rekalibriert werden musste. Dabei kann es sich freilich auch noch um Kinderkrankheiten handeln, immerhin sprechen wir hier von Vorseriensoftware. Sehr gut durchdacht ist dafür, dass der Controller für den Transport im Headset verstaut werden kann.

Der Controller lässt sich im Inneren verpacken.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Demolauf

Die von Google vorbereiteten Demonstrationen, im konkreten Fall auf einem Pixel XL laufend, erwiesen sich als für ein Smartphone ziemlich beeindruckend. Die Darstellungsqualität liegt subjektiv über jener des Gear VR – und weit über jener beim Cardboard – vor allem aber gefällt, wie flüssig das Geschehen konsistent war, und wie schnell auf Kopfbewegungen reagiert wird. Letzteres ist vor allem wichtig, um das bei VR-Nutzung bei vielen aufkommende Übelkeitsgefühl zu minimieren.

Die passende Daydream-App ist auf den Pixel-Smartphones bereits vorinstalliert. Ein Setup ist – im Gegensatz zu Cardboard – nicht notwendig: Brille und Smartphone tauschen sich über die nötigen Eckdaten automatisch aus, und kümmern sich so um den optimale Zuschnitt auf das jeweilige Gerät. Dazu befindet sich in der Brille ein NFC-Tag unter der Auflage für das Smartphone.

Schlaue Lösungen

Auch sonst zeigt sich, dass Google bei der Entwicklung der Brille gut mitgedacht hat. In der Halterung befinden sich nämlich kleine Magneten, die dem Smartphone die Position relativ zu den Linsen verraten. Dadurch kann die Darstellung optimal angepasst werden, ohne dass das Gerät perfekt positioniert werden muss. Dies ermöglicht dieselbe Brille für unterschiedlich große Geräte zu nutzen, ohne dass darunter die VR-Darstellung leidet.

Voraussetzung für die Nutzung ist derzeit die Nutzung eines Pixel oder Pixel XL Smartphones.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Fazit

Auch wenn natürlich erst ein längerer Test ein endgültiges Urteil fällen kann, so scheint doch schon nach dem ersten Eindruck klar: Wer sich nur annähernd für VR interessiert, und schon so viel Geld für ein Pixel-Smartphone ausgibt, ist auch mit Daydream View gut beraten. Um 69 Euro ist dieses geradezu ein Schnäppchen. Ärgerlich ist allerdings, dass Google wieder einmal US-Käufer bevorzugt, jene die dort jetzt ein Pixel vorbestellen, bekommen nämlich Daydream View kostenlos dazu. Dieses Aktion gibt es in Europa hingegen nicht.

Daydream View soll ab Mitte November erhältlich sein, ob es dann auch gleich in Österreich verfügbar sein wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannt. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen dann auch bereits zahlreiche Inhalte verfügbar sein, von Spielen über Dokumentationen bis zu Googles eigenem Street View und Youtube. (Andreas Proschofsky, 5.10.2016)