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Die Debatte zwischen dem Demokraten Tim Kaine (links) und dem Republikaner Mike Pence in Virginia war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen und Angriffen.

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Es war wohl der größte Unterschied zum Duell zwischen Donald Trump und Hillary Clinton: Der Republikaner Mike Pence wirkte in der TV-Debatte der US-Vizepräsidentschaftskandidaten in der Nacht auf Mittwoch souverän und ruhig, während der Demokrat Tim Kaine in die Offensive ging und seinen Gegner oft unterbrach. Kaine brachte immer wieder Trumps kontroverse Aussagen ins Gespräch.

Die Sicherheit der Söhne

Kaine hielt gleich am Anfang der Diskussion in Farmville im Bundesstaat Virginia fest, dass sowohl sein Sohn als auch der Sohn von Pence bei den Marines sind. Der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Clinton würde Kaine die Staatsführung und somit auch das Schicksal seines Sohnes anvertrauen, über Trump sagte der Senator des Bundesstaates Virginia jedoch: "Der Gedanke an eine Trump-Führung erschreckt uns zu Tode."

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Pence kritisierte eingangs die seiner Meinung nach misslungene Präsidentschaft Barack Obamas und die sozial-wirtschaftliche Stagnation der USA während dessen Amtszeit. Auch die Gesundheitsreform Obama Care erklärte er für gescheitert. Trump würde für ein Wirtschaftswachstum von drei bis vier Prozent sorgen, unter Clinton würden sich die USA jedoch weiter verschulden, warnte der republikanische Gouverneur von Indiana. Kaine hingegen versprach über zehn Millionen neue Arbeitsplätze im Fall eines demokratischen Wahlsiegs.

Clintons Versagen

Wie bereits Trump vergangene Woche bei der ersten Präsidentschaftsdebatte, warf auch Pence Hillary Clinton eine falsche Militärstrategie vor: "Clinton hat bei Neuverhandlungen im Irakkrieg versagt, daher ist das Land nun mit IS-Milizen übersät." Pence plädierte für Nuklearaufrüstung, damit sollen die USA ihre Position als Weltmacht zurückgewinnen. Zum Thema Sicherheit äußerte sich Pence bei der Frage nach dem Syrien-Krieg und der Flüchtlingskrise: "Unser Plan ist, das Programm für syrische Flüchtlinge einzustellen. Wir können nicht genau wissen, wer diese Menschen sind", sagte er. "Die Sicherheit der US-amerikanischen Bevölkerung steht an erster Stelle."

Die Clinton-Kaine-Kampagne setzte sich hingegen für ein verstärktes Miteinander und für die "Einhaltung der Jefferson-Demokratie" ein: nicht über andere abhängig von Herkunft oder Religion urteilen.

Trumps Steuern und Putin

Auf Kaines Frage, warum Trump seine Steuererklärung nicht vorlegen will, antwortete Pence schlicht: "Donald Trump machte seine Karriere als Geschäftsmann, nicht als Politiker."

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Auch beim Thema Russland flammte die Debatte auf. Kaine warf Pence vor, er und Trump seien "große Putin-Verehrer". Pence schlug mit der Aussage zurück, dass Russlands Aggression eine Konsequenz von Obamas schwacher Politik sei. "Russland würde die Vereinigten Staaten unter Trumps Regierung wieder respektieren", sagte Pence. Kaine deutete erneut auf die Problematik eines autoritären Regimes hin. "Wenn man keinen Unterschied zwischen einem Leader und einem Diktator erkennt, sollte man das Land nicht führen."

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Pence forderte zugleich US-Luftangriffe gegen die syrische Regierung für den Fall, dass sich Russland weiter an der Offensive gegen Aleppo beteiligt. Wenn Russland die syrischen Regierungstruppen weiterhin bei diesem "barbarischen Angriff" unterstütze, sollten die USA "militärische Gewalt" gegen die Regierung von Machthaber Bashar al-Assad einsetzen.

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Beide Kandidaten wirkten gut vorbereitet. Pence punktete vor allem mit seiner beherrschten Redeweise, während Kaine mit ständigen, jedoch scharf pointierten Unterbrechungen für Aufmerksamkeit sorgte – und zu einem beträchtlichen Ausmaß die Aufgabe der Moderatorin übernahm. (Anja Malenšek, 5.10.2016)