Die Falschfarbenkarte zeigt einen Teil des US-Bundesstaates Nevada. Rechts ist deutlich die "Nevada Test Site" zu erkennen, ein Atombombentestgelände nordwestlich von Las Vegas mit zahlreichen riesigen Kratern.
Foto: DLR

Köln – Wissenschafter haben eine neue Erdkarte in 3D in bisher unübertroffener Genauigkeit vorgestellt. Die beiden Radarsatelliten der Mission Tandem-X haben aus dem All die gesamte Landoberfläche abgetastet und die Daten zu einem globalen Höhenmodell zusammengefügt. Wie Die Forscher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag in Köln mitteilten, werden auf dem nun fertiggestellten Kartenwerk Berggipfel und Talebenen metergenau dargestellt.

Die Anwendungsmöglichkeiten des einzigartigen Datensatzes reichen laut DLR von der Klima-und Umweltforschung über das Vermessungswesen bis hin zur Infrastrukturplanung beim Stadt- und Straßenbau. Die Tandem-X-Mission besteht aus zwei baugleichen Schwestersatelliten, die in den vergangenen Jahren im engen Formationsflug bei Minimalabständen von 120 Metern aus dem All die rund 150 Millionen Quadratkilometer Landflächen der Erde mehrfach aufnahmen.

Die Straße der Vulkane in Ecuador. Besonders schön zeichnet sich der Cotopaxi im linken Bildbereich ab. Der Stratovulkan ist mit 5.897 Metern der zweithöchste Berg des Landes.
Foto: DLR

Die Daten wurden dann zu Höhenmodellen verarbeitet. Dabei erstellten die Fernerkundungsspezialisten des DLR eine digitale Weltkarte, die sich aus über 450.000 Einzelmodellen Pixel um Pixel höhengenau zusammensetzt – ein 3D-Mosaik der besonderen Art.

Einzigartige Neuvermessung

"Tandem-X hat ein neues Kapitel in der Fernerkundung aufgeschlagen", erklärte die DLR-Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund. "Die Technologie zum Radarbetrieb von zwei Satelliten im engen Formationsflug ist nach wie vor einzigartig – und war der Schlüssel für die hochgenaue Neuvermessung der Erde."

Die Richat-Struktur in Mauretanien sieht künstlich aus, entstand aber durch vulkanische Aktivität und Erosion.
Foto: DLR

Die mögliche Nachfolgemission Tandem-L könnte laut DLR alle acht Tage ein aktuelles Höhenbild der gesamten Landmasse der Erde zur Verfügung stellen und dynamische Prozesse somit zeitgerecht erfassen. "Dadurch wäre es auch möglich, Beiträge zur Überprüfung internationaler Klima- und Umweltabkommen zu leisten", hob das Deutsche Raumfahrtzentrum hervor. (APA, red, 4.10.2016)