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Wissen Sie, wie ein Auto entsteht? Wahrscheinlich haben Sie eine Idee, vielleicht sogar eine recht genaue Vorstellung. Jan Schwochow und Thomas Ramge haben mit einer Art Bilderbuch einen besonderen Weg gewählt, Wirtschaft zu erklären. Für die Geschichte der prototypischen Entstehung eines Autos brauchen Sie etwa nicht sehr viel mehr als 200 Wörter. Beachtlich, denn immerhin dauert es allein von den strategischen Vorüberlegungen bis zur Auslieferung eines neuen Fahrzeugmodells drei bis sieben Jahre. Dazwischen liegen ziemlich komplexe und aufwendige Prozesse: von der Markt- und Trendforschung über die technische Entwicklung, Designstudien, Konstruktion über die Produktion bis zum Vertrieb.

Eine derartige Beschränkung des geschriebenen Wortes gelingt dem ehemaligen Stern-Grafiker Schwochow und seinem Kompagnon Ramge, Autor der Wirtschaftsmagazine Brandeins und The Economist, anhand von Infografiken ganz ausgezeichnet.

Gedacht ist das Buch laut Vorwort für jene, "die daran scheitern, täglich den Wirtschaftsteil der FAZ durchzuarbeiten, und die Vorlesung Einführung in die Betriebswirtschaftslehre verpasst haben". Die beiden durchstreifen in sieben Stationen Kapitel wie Unternehmen, die Volks- und die Weltwirtschaft. Sie lassen die großen Köpfe der Wirtschaftstheorie nicht aus und denken auch darüber nach, wie Profit und Planet ins Gleichgewicht kommen können und was Gier und Umweltzerstörung miteinander zu tun haben.

Ein Atlas, der zwar auf Deutschland zugeschnitten ist, was aber der Informationsdichte und allgemeinen Gültigkeit im Wesentlichen keinen Abbruch tut. Zum Tragen kommt dies bei manchen Zahlen wie jenen über Mindestlohn, oder welche Kosten der Staat für Kindern übernimmt. Wie Kaufentscheidungen fallen oder warum der Eingang von Lebensmittelmärkten immer rechts liegt, gilt hierzulande genauso. Auch dass große Unternehmen großen Einfluss auf Wohl und Weh von sehr vielen Menschen haben und dass es um ihre Auskunftsfreude trotzdem schlecht bestellt ist, ist weltweit von Gültigkeit. Selbst den Blick in die Zukunft – der Arbeit, der Banken, der Automatisierung, der Industrie oder des Geldes – scheuen die Autoren nicht. Ein Appendix und ein übersichtliches Register mit Sachbegriffen, Personen, Firmen und Organisationen runden das gelungene Werk ab. (rebu, 3.10.2016)