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Zahlreiche Meerestiere ändern aufgrund der Erwärmung der Weltmeere ihr Verhalten. Auch bei Meeresschildkröten kommt es zu Wanderungen weg vom Äquator.

Foto: REUTERS/University of Central Florida/Gustavo Stahelin

Wien – Noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 1880 war die Durchschnittstemperatur der Weltmeere so hoch wie heute. Die NGO Weltnaturschutzunion (IUCN) spricht in diesem Zusammenhang von der "größten versteckten Herausforderung unserer Generation". Ozeane sind nicht nur die größte CO2-Senke, sondern nehmen auch Wärme auf. Die Populationen unterschiedlicher Meerestiere verändere sich laut IUCN bereits drastisch – von der Mikrobe bis zum Wal, wie eine Untersuchung durch 80 Wissenschafter aus zwölf Staaten dokumentiert.

Das Meer hat 90 Prozent der zusätzlichen Wärme absorbiert, die von den Menschen erzeugt wurde. Wenn diese Menge an Wärme in die Atmosphäre gelangt wäre, würde die globale Erwärmung heute 36 Grad Celsius und nicht ein Grad Celsius betragen, heißt es im Bericht. Ab einem gewissen Punkt, so die Wissenschafter, könnte das erwärmte Wasser Millionen Tonnen an gefrorenem Methan, das im Meeresboden eingeschlossen ist, auftauen. Diese Mengen des starken Treibhausgases würden die Oberfläche des Planeten zum Kochen bringen. Und der Bericht legt noch nach: Diese Effekte können auch dann noch eintreten, wenn die Emissionen an Treibhausgasen drastisch reduziert werden, da es immer eine Verzögerung zwischen dem Ausstoß an Treibhausgasen und den sichtbaren und spürbaren Konsequenzen gibt.

Tiere ändern ihr Verhalten

"Die Folgen übertreffen bereits bei weitem das, was wir noch bewältigen können", sagt Dan Laffoley, IUCN-Meeresexperte. Die Erwärmung des Wassers sorgt bereits heute dafür, dass zum Beispiel Fische, Seevögel, Meeresschildkröten oder Quallen ihr Verhalten und ihren Lebensraum ändern. Die Arten flüchten weg vom Äquator, hin in Richtung der kühleren Pole. Diese Wanderungen passieren fünfmal schneller als bei Landtieren.

Die Versauerung der Meere durch die Aufnahme von Kohlendioxid macht es für Tiere wie Krebse, Muscheln oder Garnelen schwieriger, ihre Schalen zu bilden. 550 Arten an Fischen und wirbellosen Tieren sind in ihrem Bestand bedroht. Die IUCN erstellt unter anderem die Rote Liste gefährdeter Arten und kategorisiert Schutzgebiete. Die Erwärmung der Ozeane werde die Situation noch verschärfen, warnen die Wissenschafter.

Auch der Mensch wird in Zukunft verstärkt betroffenen sein: Laut IUCN werden Krankheiten durch Bakterien der Gattung der Vibrionen zunehmen, die die Infektionskrankheit Cholera verursachen. Zudem gedeihen schädliche Algenblüten besser, die Vergiftungen verursachen können. Durch die neuen Dynamiken im Meer und der Atmosphäre werden in den kommenden Jahren die Ausmaße und Häufigkeiten von Hurrikans zunehmen.

Ein weiteres Beispiel ist die Korallenbleiche im Great Barrier Reef in Australien, die in den vergangenen 30 Jahren um das Dreifache zugenommen hat. Die Bleiche tritt auf, wenn die Wassertemperaturen steigen und die symbiotische lebende Alge ihren Wirt verlässt. Die Koralle bleicht aus und stirbt schließlich ab. (Julia Schilly, 10.10.2016)