Der Wahlkampf wurde auch in Srebrenica mit großem Materialeinsatz geführt.

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Er sprach von einem gewichtigen und glorreichen Sieg seiner SNSD: Milorad Dodik, Präsident des bosnisch-serbischen Landesteils Republika Srpska (RS), war mit seinem Feiertagsreferendum als Wahlkampfthema sehr erfolgreich, bei der bosnischen Kommunalwahl am Sonntag konnte seine SNSD nicht nur in einigen Gemeinden dazugewinnen, sondern wird in der RS auch mehr Bürgermeister stellen. Am Montag erschien Dodik trotz Vorladung nicht bei der Staatsanwaltschaft in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo – es geht um das illegale Referendum. Ein neuer Termin wird ihm zugestellt.

In Anspielung auf die rote Parteifarbe der SNDS sagte Dodik, dass die Republika Srpska "dramatisch errötet" sei. Er habe Glückwünsche des serbischen Premiers Aleksandar Vučić erhalten und "aus Moskau". Zudem erwarte er einen Sieg seiner Partei in Srebrenica.

Rennen um Srebrenica

Der Wahlausgang in Srebrenica wird mit Spannung erwartet. Mladen Grujičić, der auch von der SNSD unterstützt wird, liegt dort voran. Mitentscheidend werden die Stimmen der Diaspora sein, die erst ausgezählt werden. Seit den Vertreibungen und dem Genozid 1995 ist die Anzahl der Bosnier mit muslimischen Namen in Srebrenica drastisch gesunken. Bisher gab es trotzdem immer bosniakische Bürgermeister – zuletzt Ćamil Duraković. Das könnte sich nun ändern. In der Nacht nach der Wahl war die Polizei in Srebrenica omnipräsent.

Duraković meinte, dass man zu allem bereit sei, außer dass Grujičić Bürgermeister werde. Bereits im Sommer hatte Großmufti Reis ul-ulema Husein Kavazović die "Serben" als "Wlachen" bezeichnet, die in Srebrenica nicht "regieren" sollten. In Bosnien-Herzegowina wird die Bezeichnung "Wlachen" als Schimpfwort für Serben verwendet.

Bosniakische SDA gewinnt in Sarajevo

Insgesamt haben in ganz Bosnien-Herzegowina jene Parteien gewonnen, die Politik für die sogenannten Volksgruppen machen. Dodiks Referendum über den umstrittenen Feiertag in der Republika Sprska dürfte in der Polarisierung auch den dezidiert bosniakischen Parteien geholfen haben. Der Chef der größten bosniakischen Partei SDA, Bakir Izetbegović, hatte die Klage gegen den Feiertag eingebracht. Die SDA, die diesmal mit der Partei des Oligarchen Fahrudin Radončić antrat, konnte nun sogar die Innenstadtbezirke von Sarajevo gewinnen. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der Anteil der nicht ethnonational denkenden, liberalen Bosnier abnimmt. Viele von ihnen sind in den letzten Jahren ausgewandert.

"Ethno-Homogenisierung" schreitet voran

"Der Sieg im Zentrum Sarajevos ist wichtiger als in zehn anderen Gemeinden", analysierte Izetbegović – wohl auch angesichts der Tatsache, dass die SDA in einigen anderen Gemeinden verloren hat. In den mehrheitlich von Kroaten bewohnten Gemeinden gewann die bosnische HDZ, ein Ableger der konservativen Partei in Kroatien. Linke Parteien und unabhängige Kandidaten verloren insgesamt. Die Ethno-Homogenisierung – also die völkische Dreiteilung der Bosnier in Serben, Kroaten und Bosniaken – schreitet weiter voran. Diese Entwicklung schadet dem Gesamtstaat, weil die zentrifugalen Kräfte dominieren.

In Bosnien-Herzegowina überwiegen kollektivistische Vorstellungen von Identitäten. Der Nachname, mitunter auch der Vorname, ist entscheidend. Alle Katholiken werden als Kroaten definiert, orthodoxe Gläubige als Serben und Muslime als Bosniaken. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, 3.10.2016)