Ein Bild des Jammers: Rapid in Ried.

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Ein Bild der Freude: Larry Kayode trifft gegen St. Pölten zum 2:1.

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Ried im Innkreis / Wien – Der SK Rapid hat zum Start des zweiten Saisonviertels in der Bundesliga weiter Boden auf die Spitze verloren. In Ried kassierten die Grün-Weißen mit einem 2:4 die zweite Saisonniederlage, Spitzenreiter Sturm Graz ist schon neun Zähler entrückt. Noch dazu schaffte die Austria durch ein 2:1 gegen St. Pölten den Anschluss zum aktuell viertplatzierten Erzrivalen.

Müller: "Blamabel würde ich sagen"

Rapids sportliche Leitung fand am Sonntag im Innviertel deutliche Worte, wobei vor allem Sportdirektor Andreas Müller wieder einmal vorpreschte. "Das kann man nicht akzeptieren, eine denkbar schlechte Leistung. Blamabel würde ich sagen", meinte der Deutsche gegenüber Sky. Die Mannschaft sei "ohne Wille, ohne Leidenschaft" aufgetreten. Dass sich die Rapid-Elf nach einem Europacup-Spiel wieder einmal auswärts eine Niederlage leistete, lag Müller im Magen.

"Wir waren einfach sehr schlampig in unserem Spiel, wenig Konzentration und das sind Dinge, die uns in Auswärtsspielen schon öfter passiert sind. Man kann jetzt schon sagen, dass es zwei Gesichter sind, die die Mannschaft auswärts und zuhause zeigt", betonte Müller. Schon die erste Niederlage war in der Ferne – beim 0:1 in Altach – drei Tage nach einem internationalen Auftritt passiert. Die zweitplatzierten Vorarlberger sind nach der Länderspielpause auch der nächste Gegner am 15. Oktober im Allianz Stadion.

Rieder Schnellstart

In Ried verschliefen die Rapidler den Start, lagen nach 24 Minuten 0:2 zurück, schafften durch Stefan Schwab (26.) aber prompt den Anschlusstreffer. In dieser für sie heiklen Phase gelang den Riedern jedoch durch Thomas Reifeltshammer (40.) der vorentscheidende dritte Treffer. Auch da agierten die Gäste wenig konzentriert. Ex-Rapidler Stefan Nutz (65.) traf danach zum vierten Tor der Rieder, die sich für das herbe 0:5 zum Saisonstart in Wien revanchierten.

Schwab sorgte im Finish für Resultatskosmetik, die Laune seines Trainers Mike Büskens konnte das freilich nicht heben. Er sprach von einer "nicht Rapid-würdigen" Vorstellung: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass wir von Beginn an nicht da waren und von Beginn an so viele Fehler teilweise auch ohne Druck gemacht haben." Früh hatte er auf Steffen Hofmann verzichten müssen, der Routinier musste bei seinem ersten Saisoneinsatz in der Liga von Beginn an wegen Adduktorenproblemen schon in der 22. Minute vom Feld.

Büskens rechnet mit Unruhe

Büskens muss sich jedenfalls erstmals in seiner Amtszeit als Rapid-Trainer als krisensicher beweisen. Zwar fehlen nur zwei Zähler auf Meister Salzburg, neun auf Sturm sind jedoch bereits eine Marke. "Dass jetzt bei Rapid Unruhe ausbricht, ist normal, aber wir müssen uns um die Basics kümmern, schauen, dass wir wieder Grip auf unser Spiel bekommen", sagte Büskens. "Gerade gegen die sogenannten Kleinen hatten wir zu wenig Überzeugung, das müssen wir rasch ändern."

Wie Rapid wankte auch die Austria drei Tage nach dem Europacup-Auftritt gegen Viktoria Pilsen (0:0) gegen St. Pölten gehörig. Dank einem Doppelschlag durch Liga-Premierentorschütze Tarkan Serbest (81.) und Joker Olarenwaju Kayode (85.) drehte die Truppe von Coach Thorsten Fink gegen den Vorletzten aber noch das Match.

Austria konnte den Schalter umlegen

"Das Spiel war auf des Messers Schneide, es war immens wichtig, es noch zu drehen. Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen", war Verteidiger Lukas Rotpuller erleichtert. Mit drei Niederlagen in Folge hätte die Austria eine unruhige Länderspielpause gehabt, nun steht sie dank der Ausrutscher von Salzburg und Rapid als einer der Sieger der Runde da. "Es waren Big Points. Der Dreier hat uns gut geschmeckt", sagte der zweifache Assistgeber Thomas Salamon.

Fink war vor allem mit dem Auftritt in der letzten halben Stunde zufrieden. "Da hat die Mannschaft den Schalter umgelegt, gezeigt, dass sie konditionell in hervorragender Verfassung ist und einen unheimlichen Siegeswillen an den Tag gelegt", resümierte der Deutsche. Die Treffer erzielten die Wiener wieder einmal nach ruhenden Bällen. Augenscheinlich waren aber auch die Mängel. "Man hat gesehen, dass wir Probleme im Spielaufbau haben", sagte Austrias Trainer.

Schiedsrichter in der Kritik

Gesehen haben die Besucher im Happel-Stadion auch eine klare Fehlentscheidung. Bei einem Rotpuller-Treffer (39.) hatte Assistent Roland Braunschmidt die Fahne zur Verwunderung aller wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung gehoben. "So ein klares Tor zu übersehen, das ist nicht Bundesliga-würdig, nicht professionell", ärgerte sich Kayode.

St. Pölten gab wie schon im ersten Duell mit der Austria (1:2, Siegestor Tajouri in der 96. Minute) im Finish Punkte aus der Hand, die Niederösterreicher verließen "maßlos enttäuscht" den Platz. "Es passieren einfach Fehler, die nicht passieren dürfen. Das zieht sich durch die Meisterschaft und ist bitter", meinte Coach Karl Daxbacher. Wichtig sei es, keine Unruhe ins Team zu bringen.

St. Pölten gegen den Abstieg

"Sechs Punkte aus zehn Spielen sind zu wenig, aber wir werden nicht aufgeben. Bei uns geht es darum, nur nicht abzusteigen. Mit Leistungen wie gegen Rapid und die Austria ist das machbar", blieb der Ex-Austria-Trainer optimistisch. Am 15. Oktober geht es beim Siebenten Admira weiter. Gegen den Niederösterreich-Rivalen feierte der Aufsteiger seinen bisher einzigen Saisonsieg. Vielleicht ein gutes Omen. (APA, 3.10.2016)