Wien/London – Die österreichische Industriekonjunktur kommt zum Herbstbeginn wieder in Schwung. Die Verunsicherung nach der Brexit-Entscheidung der Briten Ende Juni und die folgende Verlangsamung des Wachstumstempos ist weitgehend überwunden, heißt es in den Erläuterungen des Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI). Der Index stieg im September auf 53,5 Punkte.

"Die seit rund eineinhalb Jahren andauernde Industrie-Erholung zeigt sich einmal mehr belastbar. Der moderate Wachstumskurs setzt sich nun sogar wieder etwas kraftvoller fort", erklärt Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Donnerstag in einer Aussendung. Die Produktionsleistung wurde durch mehr Aufträge ausgeweitet, die Beschäftigung wird wieder aufgebaut. Österreichs Industrie ist auf Kurs für zwei Prozent Produktionsplus im heurigen Jahr.

Brexit-Schock

Durch den Brexit-Schock war der Index zwei Mal nacheinander rückgängig. Die Verunsicherung in der Industrie durch das EU-Austrittsvotum der Briten hat sich mittlerweile jedoch etwas gelegt. Vorerst seien kaum unmittelbare realwirtschaftliche Auswirkungen spürbar, da sich der Status quo bisher nicht geändert habe, so die Ökonomen der Bank. Allerdings werden die Geschäftsaussichten mittelfristig etwas gedämpfter eingeschätzt.

Ausschlaggebend für den Indexzuwachs ist die bessere Auftragslage im September. Neben einer stabilen Inlandsnachfrage hat sich nach dem Rückgang im Vormonat auch die Exportauftragslage wieder verbessert.

Solider Wachstumskurs

"Die heimische Industrie hat im September ihre Produktionsleistung spürbar erhöht und damit an den soliden Wachstumskurs wie vor der Brexit-Entscheidung angeschlossen", meint Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Angesichts der verbesserten Nachfragesituation kam es trotz der weiteren Produktionserhöhung zu einer Erhöhung der Auftragspolster.

Der Aufwärtstrend der heimischen Industrie schlägt sich seit rund einem Jahr positiv am Arbeitsmarkt nieder: Seit Jahresbeginn hat die Industrie fast 3.000 neue Jobs geschaffen. Im September legte die Beschäftigung im Produktionssektor so stark zu wie seit fünf Jahren nicht mehr. In den ersten neun Monaten 2016 waren durchschnittlich knapp mehr als 580.000 Menschen in heimischen Industriebetrieben beschäftigt.

Uneinheitlich entwickelten sich die Preise: Während die Preise im Einkauf im September wieder anstiegen, sanken die Verkaufspreise wegen des starken Wettbewerbs in einem begrenzten Wachstumsumfeld den sechsten Monat in Folge, und sogar stärker als im Vormonat. Dies belastet die Ertragslage der Unternehmen. Daher werde durch einen gezielten Abbau der Lagerbestände versucht, die Kosten- bzw. Ertragslage positiv zu beeinflussen, erläutert Ökonom Pudschedl.

Insgesamt zeigt sich die Erholung der heimischen Industrie in schwierigem Umfeld widerstandsfähig und ist weiter auf Kurs für ein Produktionsplus von 2 Prozent im Gesamtjahr 2016. Die Auswirkungen des Brexit werden für Österreichs Industrie überschaubar bleiben. Im Jahr 2017 werden sie aber voraussichtlich deutlicher spürbar sein und zu einem geringeren Industriewachstum als im laufenden Jahr führen, so die Experten. (APA, 29.9.2016)