Frankfurt – Die deutsche Commerzbank versucht mit dem Abbau tausender Jobs und einer radikalen Neuaufstellung ihres Mittelstandsgeschäfts den Befreiungsschlag. Das Institut will unter dem Strich 7.300 Stellen streichen, teilte der teilverstaatlichte Konzern am Donnerstag mit. Die endgültige Entscheidung soll am Freitag fallen.

Nach den Plänen sollen 9.600 Vollzeitstellen entfallen und gleichzeitig rund 2.300 neue entstehen, sodass unter dem Strich 38.000 von derzeit 45.000 Vollzeitjobs bleiben. Wie sein Vorgänger Martin Blessing setzt der seit Mai amtierende Konzernchef Martin Zielke den Rotstift an: Bereits in Blessings Amtszeit hatte die Bank seit 2013 etwa 5.000 Stellen abgebaut.

Die Commerzbank kämpft mit den Folgen des anhaltenden Zinstiefs und deutlich verschärften Auflagen der Aufseher. Im ersten Halbjahr brach der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro ein.

Fokus auf Privat- und Firmenkunden

Ihr Geschäft fokussiert die Commerzbank in den zwei Kundensegmenten "Privat- und Unternehmerkunden" und "Firmenkunden". Die Segmente Mittelstandsbank und Corporates & Markets werden gebündelt und das Handelsgeschäft im Investmentbanking reduziert. Das Mittelstandgeschäft, lange der mit Abstand größte Ertragsbringer, litt zuletzt immer stärker unter dem Niedrigzinsniveau.

Der Umbau soll 1,1 Milliarden Euro kosten. Deshalb streicht die Bank ihren Aktionären vorerst die Dividende. In Aussicht gestellt waren ursprünglich für dieses Jahr 20 Cent pro Aktie, es wäre die zweite Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise gewesen.

Für das dritte Quartal erwartet die Commerzbank ein negatives Ergebnis, im Gesamtjahr 2016 aber einen leichten Gewinn. 2015 schrieb sie wieder einen Milliardengewinn, und der langjährige Vorstandschef Blessing konnte sich in diesem Frühjahr mit der ersten Dividende seit 2007 verabschieden. Doch schon damals wackelte das Vorhaben, den Milliardengewinn 2016 zu wiederholen, im Sommer kassierte der Vorstand dieses Ziel. (APA, 29.9.2016)