Neu-Delhi/Islamabad/Wien – Noch vor wenigen Monaten war von Friedensgesprächen die Rede, nun hat sich die Lage zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan wieder gefährlich zugespitzt. Nachdem Islamabad schon am Dienstag eine geplante Wassersperre am Indus als "Akt des Krieges" bezeichnet hatte, sagte Indiens Premier Narendra Modi wenige Stunden darauf seine Teilnahme an einem geplanten Treffen der südasiatischen Regionalorganisation SAARC in Nepal ab.

"Blut und Wasser können nicht zugleich fließen", hatte Modi eine von Indien geplante Reduktion des Wasserflusses am Indus in Richtung des Nachbarn kommentiert. Dabei handelt es sich um eine Anspielung auf die seit Wochen eskalierende Gewalt im von Indien verwalteten Teil der von beiden Staaten beanspruchten, mehrheitlich muslimischen Region Kaschmir. Delhi wirft Islamabad vor, die Unruhe zu befeuern. Bei einer Attacke auf eine Militärbasis waren jüngst zehn indische Soldaten getötet worden.

Insgesamt sind bei der Gewaltwelle seit der Tötung Burhan Wanis, eines populären muslimischen Milizionärs, durch indische Sicherheitskräfte im Juli auch mehr als 80 Zivilisten gestorben. Indien setzt auf eine harte Gangart. Trotz des Einsatzes umstrittener Luftgewehre gegen Demonstranten konnte Delhi die Proteste bisher aber nicht bremsen. (Manuel Escher, 28.9.2016)