Mit 300.000 Waffenbesitzern ist Österreich immer noch kein hochgerüstetes Land. Aber der jüngste Anstieg gibt Grund zur Sorge. Menschen, die sich seit 2014 eine Waffe zugelegt haben, taten das nur in seltenen Fällen, weil sie die Freude an der Jagd entdeckt haben. Meist fühlen sie sich bedroht, durch Flüchtlinge und andere Ausländer, und wollen ihre Familien schützen.

Allerdings kommt es fast nie vor, dass man in eine gefährliche Situation gerät, in der eine Waffe nützlich ist. Bei bewaffneten Kriminellen ist sie lebensgefährlich; ist das Gegenüber nicht bewaffnet, wird man durch sie selbst zum Risiko. Nicht ohne Grund warnt die Polizei Waffenbesitzer daher stets vor deren Einsatz.

Viele wissen das auch und denken gar nicht daran zu schießen. Sie sehen die Pistole neben dem Bett eher als Beruhigungspille. Aber Schusswaffen zu Hause sind eine ständige Gefahrenquelle für das eigene Leben und das von Familienmitgliedern. Sie verwandeln einen Beziehungskonflikt in einen Totschlag und einen depressiven Augenblick in einen Suizid. Zahlreiche Statistiken zeigen eine enge Verbindung von Waffenbesitz und Selbstmordraten.

Der Staat sollte daher gegensteuern, durch schärfere Waffengesetze und deren konsequente Anwendung. Es wäre tragisch, wenn die Flüchtlingskrise des Vorjahrs das Leben in Österreich tatsächlich gefährlicher macht – weil viele Menschen darauf so völlig falsch reagieren. (Eric Frey, 28.9.2016)