Die neuen Holzrahmen für die Rekonstruktionen der beiden Elfenbeinfenster werden von nepalesischen Handwerkern angefertigt.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Hunderte rekonstruierte und teilweise nur fingernagelgroße Dekorteile werden auf den neuen Rahmen befestigt.

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Mein Kollege Manfred Trummer bei der Anfertigung der Elfenbeinimitationen.

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Geschafft – das Metallfenster ist restauriert und ergänzt, die beiden Elfenbeinfenster komplett rekonstruiert.

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Gemeinsam mit den lokalen Handwerkern bringen wir die drei Fenster wieder an der Fassade des Palastes an.

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Nach drei Jahren Restaurierung und Rekonstruktionsarbeiten ist das Elfenbeinfenster-Ensemble nun wieder an der Palastfassade in Patan zu bestaunen.

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Unser Team verabschiedet sich aus Patan, zumindest für dieses Jahr.

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Am letzten Tag fließen zwar keine Tränen, doch dafür Regen. Auch Nepal verabschiedet sich von uns.

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"Jetzt ist schon wieder was passiert" am Patan Durbar Square. Seit wenigen Tagen hängt das sogenannte Elfenbeinfenster, ein dreiteiliges Ensemble aus zwei mit Elfenbein und einem mit feuervergoldeten Repoussé-Metallarbeiten verzierten Fenster, wieder an der Fassade des Königspalasts. Nicht nur für mich, auch für die Einheimischen ein großartiger Anblick. Denn während der vergangenen drei Jahre war der Platz an der Fassade leer.

Bedrohte Kunstwerke

Das Elfenbeinfenster-Ensemble ist eines der bedeutendsten Werke nepalesischer Handwerkskunst in Patan. Neben einem ähnlichen Fenster in Kathmandu ist es das einzig erhaltene seiner Art im Kathmandu-Tal. Als wir 2013 mit der Restaurierung begannen, war das einst so prachtvolle Kunstwerk jedoch nur mehr ein Schatten seiner selbst.

Die Holzrahmen der drei Fenster, auf denen das geschnitzte Elfenbein und die Metallbleche mit Eisennägeln befestigt waren, waren gebrochen und das Holz stark abgebaut. Alle Oberflächen waren von millimeterdicken Staub- und Schmutzschichten bedeckt, die feuervergoldeten Metallarbeiten korrodiert. Besonders die beiden mit filigranem Elfenbein verzierten Fenster waren in einem extrem schlechten Zustand. Elfenbein ist ein sehr sensibles und hygroskopisches Material. Die Anbringung im Außenbereich, wie es in Patan der Fall war, verursachte deshalb folgenschwere Beschädigungen. Nur noch ein Fünftel des Dekors war vorhanden, der Rest heruntergefallen oder auch gestohlen. Das noch vorhandene Elfenbein war von Rissen durchzogen, vergilbt und äußerst fragil.

Restaurierung und Rekonstruktion

Schnell war uns klar, dass nur mehr das mit Metallarbeiten verzierte Fenster nach der Restaurierung und Ergänzung fehlender Dekorelemente wieder an der Fassade angebracht werden kann.

Bei den beiden Elfenbeinfenstern war dies auf keinen Fall möglich. Das wenige noch vorhandene Elfenbein wäre innerhalb weniger Jahre vollkommen zerstört gewesen. Gemeinsam mit dem Kathmandu Valley Preservation Trust (KVPT) entschieden wir daher, die Fenster durch Rekonstruktionen zu ersetzen. Die Originale sollten von uns konserviert werden und fortan im Museum verbleiben.

Knochen, Holz oder Harz

Rekonstruktionen sind keine einfache Aufgabe. Allem voran musste ein Material gefunden werden, das sich für die Imitation von Elfenbein sowie den Außenbereich und das Klima in Nepal eignet. Verschiedene Knochensorten, Ananasholz, synthetisches Elfenbein und Epoxidharze mit verschiedenen Füllstoffen wurden getestet und künstlich gealtert, um ihr Langzeitalterungsverhalten genauer zu untersuchen. Am Ende überzeugte das Harz. Gemischt mit Marmor- und Knochenmehlen und mit Pigmenten eingefärbt ließen sich damit gute Reproduktionen des Elfenbeindekors anfertigen.

Abformen und Nachschnitzen im Akkord

Das Material für die Rekonstruktion hatten wir also gefunden. Die Neuanfertigung der Holzrahmen übernahmen nepalesische Holzschnitzer. Schon standen wir vor der nächsten Herausforderung: Hunderte unterschiedlich ausgeführte, teilweise nur fingernagelgroße Dekorelemente mussten detailgetreu reproduziert werden.

Teilweise konnten wir den originalen Dekor abformen und in weiterer Folge Silikonmodeln herstellen. Damit fertigten wir dann mehrere Abgüsse an, die anschließend mit Feilen, Schleifpapier und Raspeln nachbearbeitet wurden. Andere fehlende Elemente mussten wir komplett neu nachschnitzen. Eine langwierige Angelegenheit, die einiger Übung und Erfahrung bedurfte. Um die Arbeiten in diesem Jahr auch sicher abschließen zu können, haben wir schon in Wien mit der Vorbereitung des neuen Dekors begonnen. In Nepal wurde dieser dann im Akkord innerhalb von zwei Wochen auf den neu angefertigten Holzrahmen befestigt. Die Vorbereitung hat sich gelohnt. Beide Rekonstruktionen wurden zeitgerecht fertig.

Fortsetzung folgt im nächsten Jahr

Nach vier Wochen in Patan blicken wir auf eine erfolgreiche Kampagne zurück. Die Steinsäule des Königs Yoganarendra konnte restauriert und wiederaufgestellt werden. An der mehrteiligen Metallskulptur des Königs wird noch gearbeitet. Obwohl zuletzt fünf Kupferschmiede des KVPT für diese abgestellt waren, konnten nicht alle Teile während der diesjährigen Kampagne rückgeformt werden. Daher wird ein kleines Team im Februar wieder nach Patan reisen, um die Arbeiten abzuschließen. Für die nächste große Kampagne im Sommer 2017 sind ebenfalls schon Projekte ausgelotet. Es gibt noch viel zu tun, doch es geht voran beim Wiederaufbau in Patan. "Nepal will rise again", ist vielerorts zu lesen – und wir glauben fest daran.

Damit möchte ich mich von allen Lesern und Leserinnen des Blogs verabschieden und bedanke mich für das Interesse und die vielen positiven Kommentare. (Martina Haselberger, 29.9.2016)