Bild nicht mehr verfügbar.

Private Interessenten haben Kalaschnikow ins Visier genommen. Russische Geschäftsleute könnten die Mehrheit am Rüstungskonzern übernehmen. Die Rückkehr in die schwarzen Zahlen macht die Firma attraktiv.

Foto: Reuters

Wiktor Tschemesow nimmt bei Kalaschnikow den Finger vom Abzug, will ihn aber an der Sicherung behalten: Der mächtige Putin-Vertraute und Chef der staatlichen Industrie- und Rüstungsholding Rostec erwägt, das Kontrollpaket am Feuerwaffenhersteller Kalaschnikow auf eine Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) zu verringern. "Die Frage befindet sich gerade im Stadium der Erörterung, ich denke, bis Jahresende werden wir eine Entscheidung treffen", sagte er. Dazu müsse er sich allerdings zunächst auch noch grünes Licht aus den Ministerien holen, schränkte er ein.

Derzeit besitzt Rostec 51 Prozent der Aktien, die übrigen 49 Prozent halten seit 2014 die zwei russischen Milliardäre Iskander Machmudow, Andrej Bokarew und der Geschäftsmann Alexej Kriworutschko, der kurz nach dem Einstieg des Trios zum Generaldirektor des Konzerns ernannt wurde. Die Gruppe ist auch erster Anwärter auf das potenzielle staatliche Aktienpaket. Kriworutschko bestätigte bereits das Interesse der Oligarchen. Der Kaufpreis "wird nach einer unabhängigen Expertise festgelegt", fügte er hinzu, ohne sich über konkrete Zahlen auszulassen. Die Chancen, dass das Geschäft im Kreml abgenickt wird, stehen gut. Rostec behält durch die Sperrminorität weiterhin die Kontrolle über die Konzernleitung, macht zugleich aber den Weg für notwendige Investitionen frei.

Schwarze Zahlen

Zudem ist die Partnerschaft Kalaschnikow bisher gut bekommen: Im vergangenen Jahr schrieb das Unternehmen erstmals seit einem Jahrzehnt schwarze Zahlen, rund 30 Millionen Euro. Zudem konnte Kalaschnikow sein Auftragsvolumen trotz der seit 2014 geltenden US-Sanktionen auf knapp 200 Millionen vervierfachen.

Das liegt auch an den regen Investitionen der neuen Teilhaber: Drei Milliarden Rubel (gut 40 Millionen Euro) wurden schon gewährt. Bis 2017 seien noch einmal sieben Milliarden Rubel (100 Millionen Euro) nötig, erklärte Kriworutschko jüngst Präsident Wladimir Putin bei einem Empfang im Kreml.

Weltweit 100 Millionen Kalaschnikows

Im September bei der Rüstungsmesse Armija 2016 präsentierte der Konzern die Maschinenpistole AK-400, eine Weiterentwicklung der weltweit bekannten Kalaschnikow-Modelle AK-47 und AK-74. Geplant ist außerdem die Produktion eines neuen Maschinengewehrs RPK-400. Kalaschnikows werden heute bei weitem nicht nur in Russland produziert und verwendet. Insgesamt gibt es rund 100 Millionen Waffen dieses Typs in rund 50 Ländern der Erde, viele davon übrigens sind chinesische Kopien. Unter anderem kommen die Gewehre derzeit auch im Syrien-Konflikt auf beinahe allen Seiten des Bürgerkriegs zum Einsatz. (André Ballin aus Moskau, 28.9.2016)