Jenna Behrends (26) sorgt für Wirbel in der Berliner CDU.

Foto: APA / dpa / Kembowski

Den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) aus dem Rathaus vertreiben, selbst führen – das waren die Ziele, die sich die Berliner CDU vor der Wahl am 18. September gesetzt hatte. Doch nichts davon geht in Erfüllung. Die CDU verlor und wird wohl in Opposition gehen müssen. Denn SPD, Grüne und Linke haben nun Koalitionsverhandlungen beschlossen.

Doch das ist noch nicht genug der Schmach. Die Berliner Christdemokraten haben jetzt auch noch eine Sexismusaffäre am Hals, über die mittlerweile ganz Deutschland staunt. Es begann mit einem Artikel im populären feministischen Onlinemagazin "Edition F". Dort beklagte sich Jenna Behrends über Sexismus in der CDU.

Behrends, eine 26-jährige Jus-Studentin, war erst im Herbst 2015 in die CDU eingetreten. Jetzt wurde sie im Bezirk Mitte bereits ins Bezirksparlament gewählt. Seither, so Behrends, werde ihr ständig der Vorwurf gemacht, sie habe sich "hochgeschlafen". CDU-Landeschef und Innensenator Frank Henkel habe einen Abgeordneten nicht nur "Fickst du die?" gefragt, sondern Behrends als "große süße Maus" bezeichnet. Die "große süße Maus" dementiert Henkel nicht, die Frage schon.

Tauber hat nur geflirtet

Doch es äußerten sich auch noch jede Menge anderer Parteifreunde – einmal zulasten von Behrends, dann wieder zu deren Gunsten. Während die Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Christina Schwarzer kurz und knapp "Jenna Behrends hat recht" erklärt, verbreitete Sandra Cegla, die Vorsitzende der Frauenunion Mitte, Behrends sei eine "zweifelhafte Persönlichkeit" und habe ihr eine Affäre mit dem Generalsekretär der Bundes-CDU, Peter Tauber, gestanden.

Entsetzt über diese Attacke auf Behrends legte daraufhin Anja Pfeffermann, Vorstandsmitglied der Frauenunion, ihr Amt nieder und erklärte: "Cegla schadet der Sache der Frau." Tauber wiederum, ein Vertrauter von Angela Merkel, stellte flugs in der "Bild" klar, Behrends und er hätten nur geflirtet.

CDU-intern steigt nun der Druck auf Henkel, den Landesvorsitz schneller als geplant an Kulturstaatsministerin Monika Grütters abzugeben. Vom CDU-Mitglied Alexandra Loock-Nester wird hingegen Behrends zum Rücktritt aufgefordert. Begründung der Anwältin: Sie selbst sei seit 27 Jahren in der CDU, könne es "mit dem mittelmäßigen Äußeren von Frau Behrends locker aufnehmen", sei aber, obwohl sie selbst sich viel freizügiger kleide, noch nie mit Sexismus konfrontiert worden. Mittlerweile hat es ein Krisentreffen gegeben. Fazit: Man will jetzt eher intern und nicht mehr öffentlich diskutieren. (Birgit Baumann aus Berlin, 28.9.2016)