Die Einführung der Datenbank, in der für jeden Patienten die von Ärzten verordnete bzw. von Apotheken abgegebene Medikamente gespeichert werden, zieht sich länger dahin als gedacht.

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Wien/Deutschlandsberg (APA) – Kaum bekanntgegeben, droht dem Einführungsplan der Sozialversicherung für die E-Medikation bereits das Scheitern. "Von einem österreichweiten Roll-out kann hier weit und breit keine Rede sein", kam am Dienstag per Aussendung das "Njet" der Ärztekammer. Eine Zustimmung der Ärzte ist eine der Voraussetzungen für eine entsprechende Verordnung, hieß es auf APA-Anfrage im Gesundheitsministerium.

"Eine Verordnung gibt es dann, wenn es einen abgestimmten Rollout-Plan gibt und alle das Okay dazu gegeben haben", erklärte eine Sprecherin von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ). Neben den Ärzten zählten auch Softwarehersteller und Apotheken dazu. Der Hauptverband müsse belegen, dass die E-Medikation in Ordinationen und Apotheken entsprechend funktioniere. Generell habe man aber höchstes Interesse an einem österreichweiten Rollout.

Schwere Bedenken

Die Ärztekammer deponierte am Dienstag schwerste Bedenken. "Unausgereift und somit unsicher", lautete das Urteil über das Pilotprojekt im steirischen Bezirk Deutschlandsberg. Umso unverständlicher seien die Pläne des Hauptverbands. "Hier wird ein fehleranfälliger Probebetrieb ohne die betroffenen Teilnehmer – die Ärztinnen und Ärzte – als 'patientensicher' verkauft", kritisierte Vizepräsident Johannes Steinhart. Und: "Es haben noch nicht einmal die Gespräche zur notwendigen gesamtvertraglichen Umsetzung begonnen."

An dem seit Mai dieses Jahres laufenden Pilotprojekt würden aktuell nur ein Dutzend Ärzte teilnehmen. Bei einem Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmern seien grobe Mängel aufgedeckt worden. "Auf Basis dieser minimalen und meist schwierigen Erfahrungen in den Ordinationen ein System auf ganz Österreich ausrollen zu wollen, ist eine Gefahr für die Patientensicherheit", warnte Steinhart. "Wenn das System jetzt schon krankt, ist eine plötzliche Einbindung von mehr als 8.000 Kassenärzten und mehr als 10.000 Wahlärzten schlicht fahrlässig."

Dass der Hauptverband noch nicht einmal Gespräche über die Einbindung in den Gesamtvertrag begonnen habe, sorge zusätzlich für Unverständnis, so Steinhart, der im Namen der Wiener Ärztekammer sprach. Sein Appell: "Zurück an den Start, bis die offenen Fragen – von Funktionalität bis Finanzierung – geklärt sind." (APA, 27.9.2016)