In der Bredouille: Sam Allardyce.

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London – Sam Allardyce hat ein Problem – ein ziemlich großes Problem. Wahrscheinlich wird es ihn seinen Job kosten. Das war bei Blattschluss noch nicht entschieden. Allardyce ist Englands Fußball-Teamchef. Er hat das Amt erst vor mehr als zwei Monaten übernommen.

Was ist passiert? Allardyce hat offenbar im August bei einem Gespräch mit angeblichen Investoren aus dem Fernen Osten in London erklärt, wie die Regularien des englischen Fußballverbandes (FA) bezüglich der Dritteigentümerverträge zu umgehen sind. Dies sei kein Problem, soll Allardyce wörtlich gesagt haben. Die Krux an der Geschichte: Bei den angeblichen Investoren handelte es sich um verdeckte Reporter der Tageszeitung Daily Telegraph.

Beratervertrag über 461.000 Euro

Mit den fingierten Geschäftsleuten hat Allardyce offenbar auch einen Beratervertrag abgeschlossen, der ihm 461.000 Euro einbringen sollte. In dem Video hat sich Allardyce zudem über den Sprachfehler seines Teamchef-Vorgängers Roy Hodgson lustig gemacht. Die FA bezeichnete er als "dumm", weil sie eine Milliarde Euro in die Renovierung des Wembley-Stadions investiert habe.

Auch FA-Präsident Prinz William kommt nicht ungeschoren davon. Ihn kritisierte Allardyce, weil er nicht zur Präsentation des Logos für die Europameisterschaft 2020 gekommen war.

Die FA hat umgehend Ermittlungen aufgenommen. "Ich will alle Fakten. Ich will alles von allen hören – und erst dann entscheiden, was zu tun ist", sagte der FA-Vorsitzende Greg Clarke vor einer Krisensitzung am Dienstag: "Um eine gerechte Entscheidung zu fällen, müssen wir der ganzen Sache auf den Grund gehen. Eine Vorverurteilung ist nicht angebracht. Bei solchen Vorwürfen muss man erst einmal tief durchatmen."

Am Sonntag wollte Allardyce sein Aufgebot für die nächsten beiden WM-Qualifikationsspiele bekanntgeben. Am 8. Oktober trifft England im Wembleystadion auf Malta, am 11. Oktober ist Slowenien in Ljubljana Gegner der Three Lions. Im ersten Qualifikationsspiel hatten sich die Engländer erst dank eines Treffers in der Nachspielzeit mit 1:0 in der Slowakei durchgesetzt.

Allardyce, Spitzname "Big Sam", wurde Ende Juli zum Teamchef bestellt. Der 61-Jährige hatte zuvor mit dem AFC Sunderland den Klassenerhalt in der Premier League geschafft. Er folgte auf Hodgson (69), der nach Englands Achtelfinal-Aus gegen Island bei der EM in Frankreich zurückgetreten war.

"Der beste Job"

"Für mich ist das der beste Job im englischen Fußball", hatte Allardyce bei seiner Ernennung zum Teamchef gesagt. Immerhin hatte er den Job knapp zehn Wochen lang.

Englands Buchmacher nahmen noch vor einer Entscheidung der FA Wetten auf mögliche Nachfolger an. Zu den Kandidaten gehört laut Medienberichten erneut Jürgen Klinsmann. Der deutsche US-Nationaltrainer war bereits im Sommer im Gespräch. (sid, red, 27.9.2016)