Foto: Matthias Cremer

Wien – Die Woche beginnt hart: Montag um 11 Uhr erklärt Horst Pirker den Führungskräften der Verlagsgruppe News, was er mit Österreichs marktbeherrschendem Magazinkonzern vorhat. Der erste und einschneidende Schritt: massive Sparmaßnahmen.

Rund fünf Millionen operativen Verlust im Jahr kann sich die Verlagsgruppe und ihr neuer Mehrheitseigentümer Horst Pirker nicht lange leisten. Pirker will nun Millionen einsparen, und da ist man gerade in Medienbetrieben rasch am Personal. Mit massiven Kürzungen ist zu rechnen, den wohl drastischsten in der Geschichte der Verlagsgruppe, seit Wolfgang und Helmuth Fellner vor bald 24 Jahren im Palais Liechtenstein "News" präsentierten. Mehr dazu finden Sie unter diesem Link.

Massive Sparvorhaben: Horst Pirker, Geschäftsführer und Gesellschafter der News-Gruppe.
Foto: Matthias Cremer

Auf einem Podium der Österreichischen Medientagen vorige Woche konzentrierte sich Pirker lieber auf die beiden anderen großen Punkte seiner To-Do-Liste für den Magazinkonzern: Magazine als "Ecosystem" mit wesentlichen Einnahmenströmen über Werbung und Vertrieb hinaus.

Bei "Gusto" zum Beispiel funktioniert das schon ganz gut, auch wenn vorerst aus dem eigenen Restaurant des Gastromagazins nichts werden dürfte. Als Vorbilder nannte Pirker da vorige Woche Handelsblatt, Die Zeit und die Sächsische Zeitung, die 20 bis 40 Prozent ihrer Einnahmen abseits klassischen medialen "Zweistromlandes" bestreiten, etwa mit Reisen, Büchern, Konferenzen und und und ein "Mehrstromland" der Einnahmen daraus zu machen.

Punkt drei: "Relevanz", die Pirker etwa der "Zeit", aber etwa auch dem "Profil" aus dem eigenen Haus beimisst. Was meint er? "Es macht einen Unterschied im Leben, ob ich einen Beitrag dort gelesen habe." Im "Profil" soll Pirker zum Beispiel jedenfalls den Leitartikel und die Nikowitz-Kolumne immer lesen. Relevanz kann auch die Satire schaffen.

Puls 4 sondiert in der Slowakei

Es wird wohl auch mit dem Kostenniveau zu tun haben, dass ProSiebenSat.1Puls4 derzeit ernsthaft an Produktion in der Slowakei denkt. In der Nachbarschaft lässt sich um rund 50 Prozent günstiger produzieren als in Österreich, sagen Branchenkenner. Nach unbestätigten STANDARD-Infos hat ProSiebenSat.1Puls4 mit den beiden großen Privatsendern in der Slowakei, Markiza und Joj, erste Gespräche geführt.

Die Fernsehgruppe mit Sitz in St. Marx, Teil des Münchner Medienkonzerns ProSiebenSat.1, bestätigt solche Überlegungen: "Wir evaluieren verschiedene Produktionsmöglichkeiten", erklärt Geschäftsführer Markus Breitenecker auf Anfrage: "Aber noch ist nix fix." Nachsatz: "Das betrifft, wenn überhaupt, mal nur eine Sendung."

"Noch ist nix fix": Markus Breitenecker über Produktionspläne in der Slowakei.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Welche Sendung das sein könnte, will Breitenecker auf Nachfrage nicht mehr verraten. Vielleicht kommt’s ja diese Woche noch heraus. Bleiben Sie dran.

ProSiebenSat.1Puls4 zählt zu den bestverdienenden klassischen Medienhäusern in Österreich: 132 Millionen Euro Umsatz stehen in der letztverfügbaren Gewinn- und Verlustrechnung für 2014 – bei 22,5 Millionen Euro Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) – also durchaus ansehnliche 17 Prozent. Bilanzgewinn 17,3 Millionen, immerhin noch gut 13 Prozent des Umsatzes.

Fellner sieht in die Ferne

Während die Belegschaft von Wolfgang Fellners Hauptwerk noch versuchen dürfte, die Nachrichten vom Montag zu verarbeiten, feiert Fellner im Park Hyatt am Hof seine noch jungen Spätwerke: die ersten zehn Jahre "Österreich", die waren eigentlich schon am 1. September komplett, und den Start von Oe24TV am Montag, seinem ersten Fernsehsender, online und über klassische Rundfunk-Plattformen.

Vom Fernsehen träumt Fellner seit mindestens zwei, vielleicht gar drei Jahrzehnten – oder spricht jedenfalls davon. Wieder was erledigt.

Wolfgang Fellner, endlich auch Fernsehmacher.
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(Harald Fidler, 26.09.2016)