Trotz der Wirtschaftsnähe des AMS gibt es laut Stöger inakzeptable Entwicklungen, etwa in der Gastronomie und im Tourismus, "wo die Lehrlingszahlen leider zurückgegangen sind".

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Wien – Arbeitsminister Alois Stöger (SPÖ) sieht "Handlungsbedarf" in der Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitsmarktservice (AMS) und den heimischen Unternehmen. Trotz der Wirtschaftsnähe des AMS gebe es inakzeptable Entwicklungen, etwa in der Gastronomie und im Tourismus, "wo die Lehrlingszahlen leider zurückgegangen sind".

Es brauche Anstrengungen, dies wieder zu ändern, sagte Stöger am Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Insgesamt konstatierte Stöger, dass "wir in Österreich einen dynamischen Arbeitsmarkt haben". Es gebe kurzfristige Jobs, die keine Lebensperspektive böten – aber heuer im August habe es um 57.000 Jobs mehr gegeben als ein Jahr zuvor.

Die Arbeitslosigkeit sei trotzdem hoch – auch deswegen, weil das "Ziel erreicht" worden sei, dass die Leute länger arbeiten. Auch Frauen seien stärker am Arbeitsmarkt vertreten, auch dieses "Ziel" habe man erreicht. "Das wollen wir so. Das macht natürlich auch einen Druck am Arbeitsmarkt", sagte Stöger. Druck käme auch von ausländischen Arbeitskräften, etwa aus Deutschland, die auf den heimischen Arbeitsmarkt drängen würden.

Ausbildungspflicht gegen Arbeitslosigkeit

Auch in den nächsten Jahren würden die Arbeitslosenzahlen in etwa auf dem derzeitigen Niveau bleiben. Im Jahresschnitt 2015 lag die Arbeitslosigkeit bei 9,1 Prozent. Die Ausbildungspflicht nach der Pflichtschule sei ein Schritt um die Quote längerfristig zu senken. Auch sollten alle Menschen eine zweite Chance bekommen, wenn sie sich beruflich umorientieren wollen – dafür diene das Fachkräftestipendium. Auch brauche es zur Arbeitsplatzsicherung Investitionen, so Stöger zu einem der SPÖ-Lieblingsthemen. Und zwar könnten in den Gemeinden in Schulen und Kinderbetreuung investiert werden. Hier gehöre Geld zur Verfügung gestellt. Stöger sprach von 750 Mio. Euro, die nicht aus dem Gesamtschulpaket kommen könnten.

Zur zuletzt wirtschaftsseitig etwas aufgeflammten Kritik an zu vielen Betriebskontrollen sagte Stöger, dass die Arbeit von Arbeitsinspektoren ähnlich einer Verkehrskontrolle der Sicherheit diene. "Vergleichen sie die österreichischen Bedingungen auf den Baustellen, dann sehen sie dass die Arbeitsunfälle massiv reduziert worden sind." 70.000 Betriebskontrollen gebe es pro Jahr. Zuletzt seien in einem Jahr 120.000 Mängel festgestellt worden. Insgesamt habe es 2.000 Strafanträge gegeben. Die Arbeit der Inspektoren erfolge zum Schutz der Arbeitnehmer.

Tourismus sieht Schuld bei Arbeitskräften

Der Tourismus macht sich nach Kritik von Stöger als Branche selbst keine Vorwürfe, dass die Lehrlingszahlen sinken und Mitarbeiter oft schwer zu finden sind. Der Arbeitskräftemangel liege viel mehr daran, "dass Jugendliche und vor allem auch ihre Eltern oft ein falsches Bild von der Arbeit im Tourismus haben", so die Spartenvertreterin Petra Nocker-Schwarzenbacher. Die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer meinte in einer Aussendung weiters, dass Jugendliche vom Arbeiten am Wochenende abgeschreckt würden und dass es "mehr Bereitschaft zu Mobilität bräuchte".

Zuletzt kritisierte Berend Tusch, Vorsitzender des Tourismusbereichs in der Gewerkschaft vida, die Branche als "nicht beziehungsfähig. Es braucht Planbarkeit in den Dienstplänen und nicht Dienst auf Abruf", so Tusch. Weiters stelle ein Nettolohn von rund 1.150 Euro im Monat für 40 Stunden die Woche nur einen geringen Anreiz für einen derart fordernden Job dar. "Viele Arbeitgeber fordern ein Maximum und geben ein Minimum", ärgert sich Tusch.(APA, 25.9.2016)