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Auch in der Nacht auf Samstag gingen erneut hunderte Demonstranten auf die Straße, um die Veröffentlichung von Polizeivideos des tödlichen Vorfalls zu fordern.

Foto: reuters/Blake

Charlotte/Washington – Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat einen geplanten Besuch in der von Protesten gegen Polizeigewalt erschütterten Stadt Charlotte verschoben. Nach Gesprächen mit den örtlichen Behörden sei beschlossen worden, einen für Sonntag geplanten Besuch zu vertagen, um die personellen Ressourcen der Stadt nicht zu strapazieren, teilte Clintons Wahlkampfteam am Freitag mit.

Clinton hatte die Stadt besuchen wollen, in der nach den tödlichen Schüssen auf einen schwarzen Familienvater drei Nächte lang in Folge gegen Polizeigewalt protestiert worden war.

Sicherheitskräfte beansprucht

Wenn die Umstände es erlaubten, werde die Präsidentschaftskandidatin eine Woche später in die Stadt reisen, erklärte das Wahlkampfteam. Zuvor hatte die Bürgermeisterin von Charlotte, Jennifer Roberts, Clinton und ihren republikanischen Rivalen Donald Trump gebeten, wegen der stark beanspruchten Sicherheitskräfte vorerst nicht zu kommen.

Auch in der Nacht auf Samstag gingen erneut hunderte Demonstranten auf die Straße, um die Veröffentlichung von Polizeivideos des tödlichen Vorfalls zu fordern. Die Präsenz der Nationalgarde war groß, doch die Atmosphäre war ruhiger als in den Nächten zuvor.

Es kam zu vereinzelten Zwischenfällen. Zwei Polizisten wurden von Demonstranten mit einer chemischen Substanz besprüht und mussten behandelt werden, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. Andere versuchten, eine Autobahn zu besetzen.

Familienvater erschossen

Der Familienvater Keith Lamont Scott war am Dienstag auf dem Parkplatz einer Appartementanlage von Polizisten erschossen worden, die nach einem Verdächtigen fahndeten. Nach Polizeiangaben trug der 43-Jährige eine Handfeuerwaffe und stellte eine Bedrohung dar. Laut seiner Familie und seinen Nachbarn trug Scott ein Buch – keine Waffe – und wartete auf den Schulbus, um seinen kleinen Sohn abzuholen.

Seine Witwe veröffentlichte am Freitag ihre dramatischen Smartphone-Aufnahmen der tödlichen Auseinandersetzung mit der Polizei. Die zwei Minuten und 16 Sekunden lange Aufnahme zeigt die Momente um die tödlichen Schüsse.

Gleichzeitig wurden die Rufe lauter, die Polizei müsse ihre eigenen Video-Aufnahmen veröffentlichen, die von Kameras an den Uniformen und auf dem Armaturenbrett des Polizeiautos gedreht wurden. Angehörige des Opfers konnten die Video-Aufnahmen der Tat am Donnerstag sehen. Anwälte der Familie sagten aber, dies habe bei ihnen "mehr Fragen als Antworten" ausgelöst. (APA, 24.9.2016)