Wenn in Österreich etwas privatisiert wird, wird rasch der Ausverkauf bemüht. Die Abgabe einer Minderheit am Gasleitungsunternehmen Gas Connect Austria durch die OMV ist da nur eines von vielen Beispielen. Wenn dann noch österreichische Infrastruktur betroffen ist, kennt das Wehklagen keine Grenzen. Doch wo liegt genau die Problematik? Entscheidungen kann ein Co-Aktionär mit Anteilen von 49 Prozent nicht im Alleingang durchziehen. Und selbst wenn eines Tages die Beteiligung aufgestockt werden sollte: Welchen Sinn hätte es, die Gasleitungen abzutragen?

Bei den "strategischen Interessen" gibt es kaum Differenzierung. Der größte Gasspeicher des Landes in Haidach bei Salzburg steht im Mehrheitseigentum der Gazprom. Hat je ein Hahn danach gekräht? Oder: Kein Mensch käme auf die Idee, dass der Staat das Wirtschaftsblatt am Leben erhält, hingegen steht die Wiener Zeitung offenbar im öffentlichen Interesse. Eine Definition gibt es für den Begriff nicht. Manchmal geht es um Belegschafts-, dann um Konsumenten- und dann wieder um Parteiinteressen. Was wiegt schwerer?

Vorrangig ist, dass Österreich solide Unternehmen hat und der Wert der Staatsbeteiligungen nicht sinkt. Bei der OMV kann man das nicht behaupten. Sie hat sich übernommen und benötigt Geld. Wenn die Gasnetztransaktion mehr einspielt als künftige Dividenden, dann kann man dem Konzern den Schritt nicht verübeln. (Andreas Schnauder, 23.9.2016)